© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 13/22 / 25. März 2022

Frisch gepreßt

Weiße Antirassisten. Was „als weiß rassifizierte“ Menschen für „als schwarz rassifizierte“ Menschen tun können, darüber klärt die Publizistin Emma Dabiri auf. Ins Visier nimmt ihr Buch eine besonders widerspenstige Art von Rassisten: weiße Antirassisten. Die bettelten Dabiri regelmäßig um Rat an, was sie für Schwarze tun und wie mit ihnen ein Bündnis, neudeutsch „Allyship“, zu schmieden sei. Das aber, klärt die Autorin die weißen Bengels großmütig auf, sei zutiefst rassistisch, denn „Bündnis“ setze zwei Parteien voraus – was die Existenz von Rassen bejahe. „Allyship“ also streichen, statt dessen heißt es für die antirassistischen weißen Rassisten, sich auf den Hosenboden zu setzen, brav zuzuhören, wenn Schwarze sprechen, und eifrig zu lernen, um schließlich, von jedem Rassismus gereinigt, zu „echter Koalition“ fähig zu sein. Daß die nötig ist, macht die Autoren deutlich: „Weißsein stelle ich mir wie den bösen Geist im Horrorfilm vor. Er lauert bedrohlich im Schatten. Lassen wir ihn frei und unkontrolliert, werden wir von seinem mörderischen Wüten erfaßt. Wie den Filmbösewicht (…) sollten wir ihn töten.“ Denn schließlich stünden wir vor einer historischen Entscheidung „zwischen Leben und Tod“: Gelingt die antirassistische Wende, bedeutet das für unsere Gesellschaft „Leben, fahren wir dagegen weiter auf eingefahrenen Gleisen, führt das unausweichlich zum Tod“, so Dabiri – die übrigens auch für die BBC, den Guardian und die Irish Times arbeitet. (mo)

Emma Dabiri: Was weiße Menschen jetzt tun können. Von „Allyship“ zu echter Koalition. Ullstein Verlag, Berlin 2022, broschiert, 182 Seiten, 12,99 Euro





Feminismus. Alexandra Zykunov scheint die Sorte von Feministin zu sein, die jeden gut gemeinten Rat als Angriff des allgegenwärtigen Patriarchats auffaßt. Die 25 Sätze, die sie am meisten auf die Palme bringen, hat sie deshalb zu einem Buch verarbeitet. Waren einige Frauen womöglich eben noch glückliche Mutter und Hausfrau, eröffnet ihnen Zykunov ungefragt die Hiobsbotschaft: Ihr werdet unterdrückt. Insbesondere Mütter sollen nach Zykunovs Willen argumentativ aufrüsten. Sagt also jemand vermeintlich bestärkend: „Hast du ein Glück, daß dein Mann zu Hause so viel mithilft“, ermutigt das die Autorin zu Empörung. Richtig müsse es heißen: „Hast du ein Glück, daß dein Mann seinen Teil der Verantwortung übernimmt.“ Allerdings stellt die Mutter zweier Kinder gleich zu Beginn klar: Die Begriffe „Männer“ und „Frauen“ verallgemeinernd zu verwenden sei eigentlich Quatsch. Schließlich lebten wir in einer Gesellschaft mit vielfältigen Geschlechtsidentitäten. Der Leser, der nicht bereits an Zykunovs Thesen scheitert, wird wohl spätestens beim inflationären Gebrauch von Gendersternchen einen Knoten im Kopf bekommen. (zit)

Alexandra Zykunov: „Wir sind doch alle längst gleichberechtigt!“ 25 Bull-shitsätze und wie wir sie endlich zerlegen. Ullstein Taschenbuch Verlag, Berlin 2022, broschiert, 288 Seiten, 10,99 Euro