© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 14/22 / 01. April 2022

Zitate

„In unserer heutigen Kultur sind Künstler weniger geplagte Genies als vielmehr Personen des öffentlichen Lebens, von denen im allgemeinen erwartet wird, daß sie auf ihren verschiedenen Plattformen unumstritten auf alles reagieren, was der Nachrichtenzyklus so bringen mag.“

Michael Miller, Kulturredakteur, in der „New York Times“ vom 24. März





„Es ist nicht allzu schwer vorstellbar, daß ein Land künftig wegen der Position seiner Regierung etwa zu Fragen der Abtreibung oder des Klimawandels mit einem Wirtschaftskrieg überzogen wird. Nach den vom Westen verhängten Strafmaßnahmen gegen die russische Zentralbank fürchten China, Indien und viele andere Länder, daß ihre eigenen Devisenbestände bei einem ‘Fehlverhalten’ ebenfalls eingefroren werden. Aus Sorge vor einer stark eingeschränkten Dollar- oder Euro-Liquidität könnten sie dazu übergehen, beispielsweise grenzüberschreitende Unternehmenskredite nicht mehr zu finanzieren. Hinzu kommt: Um nicht der Gefahr ausgesetzt zu sein, eines Tages vom internationalen Zahlungsverkehrssystem Swift ausgeschlossen zu werden, dürften weitere Länder verstärkt auf alternative Transaktionssysteme setzen – die Folge wäre eine Fragmentierung des globalen Zahlungsverkehrs.“

Raghuram Rajan, früherer Chef der indischen Notenbank, im „Handelsblatt“ am 25. März





„Insofern der Krieg nicht sehr viel weiter eskaliert, wird das Interesse in den USA, als Land viele tausend Meilen entfernt vom Schauplatz des Geschehens, viel schneller abflauen als in Europa. Die USA werden sich bald schon wieder nach innen kehren und dann werden wieder Themen die Agenda dominieren, die immer schon den Treibstoff für die Entzweiung des Landes geliefert haben: Race, Religion, die Rolle des Staates. Was strukturell so tief verankert ist, läßt sich nicht durch ein einzelnes Ereignis umkehren.“

Torben Lütjen, Professor für Politikwissenschaft an der Universität Düsseldorf, im Deutschlandfunk Kultur am 25. März





„Wir im Westen unterschätzen die Ressentiments in der übrigen Welt gegen uns. Ich bin davon überzeugt, daß viele Nichtwestler, auch wenn sie Rußland nicht besonders mögen, es nur deshalb unterstützen, weil es sich uns entgegenstellt.“

Gérard Araud, ehemaliger Botschafter Frankreichs in den Vereinigten Staaten, auf Twitter am 26. März





„Rußland versucht ein neues Modell internationaler Beziehungen durchzusetzen: keinen kalten Krieg, sondern heißen Frieden. Es ist ein Frieden, der in Wahrheit ein hybrider Krieg ist, in dem militärische Interventionen als friedenserhaltende humanitäre Missionen deklariert werden. Wir haben solche Formulierungen schon öfter gehört, Interventionen Amerikas in Lateinamerika oder im Irak wurden so gerechtfertigt. Rußland übernimmt sie jetzt mit Verspätung.“

Slavoj Žižek, Philosoph, im „Spiegel“ vom 26. März





„Es ist sehr wichtig, daß Deutschland seine Kernkraftwerke nicht abschaltet. Ich denke, das ist total verrückt. Ihr solltet nicht nur die laufenden Kernkraftwerke nicht abschalten, sondern ihr solltet auch die bereits abgeschalteten wieder in Betrieb nehmen. Die können am schnellsten wieder Energie liefern. (…) Das Abschalten ist ein nationales Sicherheitsrisiko.“

Elon Musk, Chef der Firmen Tesla und SpaceX, in der „Welt am Sonntag“ vom 27. März