© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 14/22 / 01. April 2022

Preisangabe der Woche
In Kulis umgerechnet
Florian Werner

Was kann man sich von 36.000 Euro alles kaufen? Man kann mit Blick auf die schweren Zeiten einen Vorrat von rund 24.000 Dosen Bihun-Suppe anlegen, seinen Kindern etwa 9.000 Playmobil-Spielfiguren schenken oder sich einfach selbst mit einer Mercedes A-Klasse beglücken. Aber man kann der FDP natürlich auch ein umständliches Stühlerücken im Bundestag bezahlen, um die Union zu ärgern. Genau das ist kürzlich mit Hilfe von Steuergeldern geschehen (JF 52/21). Allein das Umstecken der Abgeordnetensitze soll 5.000 Euro gekostet haben – umgerechnet an die 10.000 Kugelschreiber. Die hätten die Abgeordneten in der laufenden Legislatur gut gebrauchen können. Die AfD jedenfalls hätte nicht nein gesagt. Sie findet den Umzug nämlich ohnehin unnötig. „Daß für die persönlichen Befindlichkeiten der FDP-Fraktion Steuergelder ausgegeben werden, deren Umfang ein durchschnittliches Bruttojahresgehalt in Sachsen-Anhalt übersteigen, zeigt die Realitätsferne der Mehrheit im Parlament und bescheinigt eine miserable Prioritätensetzung“, monierte die Partei. Hier ist aber noch nicht Schluß. Zum Stühlerücken kommt schließlich noch das aufwendige Verlegen der Technik im Plenum hinzu, das mit 31.000 Euro zu Buche schlägt. Davon hätte man sich – in der kommenden warmen Jahreszeit – knapp 20.000 Kugeln Eis kaufen können. Das finden auch CDU und CSU im Bundestag schade. „Die jetzige Sitzordnung ist die traditionelle und sie hat sich bewährt“, beschwerte sich beispielsweise der damalige Parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion, Michael Grosse-Brömer (CDU), über den Umbau. Wahrscheinlich ist er selbst ein großer Eisliebhaber. So schnell ist man bei 36.000 Euro angekommen. Als nächstes sollte sich die FDP einen Boxsack kaufen – falls sie sich über die Geldverschwendung ärgert.