© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 14/22 / 01. April 2022

Kritik an Putins Kulturpolitik auf der Krim
Wiege der russischen Orthodoxie
(ob)

Die Vierteljahreszeitschrift Kulturaustausch, die sich der Unterstützung des Auswärtigen Amts erfreut, rühmt sich, eines der wichtigsten Informationsforen zur Außenkulturpolitik in Deutschland zu sein und Dialoge zwischen 146 Zivilgesellschaften weltweit zu vermitteln. Daß die Beiträge durchgehend Information mit politischer Meinung verklammern, liegt in der Natur solcher halboffiziellen Presseorgane. So wurden denn schon lange vor Ausbruch des russisch-ukrainischen Krieges gern pro-ukrainische Positionen bezogen. Auf dieser Linie liegt auch ein in Heft 1/2022 veröffentlichter Bericht, der Anfang 2022 noch in Kiew lebenden Literaturkritikerin und Publizistin Oksana Schur, der Rußland bezichtigt, das ukrainische Kulturerbe auf der Halbinsel Krim auszulöschen. Mit dem Ziel, „das historische und kulturelle Narrativ“ der 2014 annektierten Halbinsel umschreiben zu wollen. Nach der ersten durch das zaristische und der zweiten, in die Deportation der Krimtataren mündenden stalinistischen, sei die von Wladimir Putin verantwortete Besetzung nun „die dritte Kolonialisierung“ der Krim. Die Russische Föderation habe sich, um für deren Bevölkerung die künstliche Identität eines „Krimvolkes“ zu schaffen, 4.095 ukrainische Denkmäler illegal angeeignet, von denen „einige“ inzwischen in russischen Museen ausgestellt würden. Auch aus den Ruinen des antiken Stadtstaats Chersonesos, seit 2013 Unesco-Weltkulturerbe, seien die wertvollsten Exponate abtransportiert worden. Während der Ort bis 2014 als jahrtausendealtes Denkmal mehrerer Kulturen galt, werde er heute als „Wiege der russischen Orthodoxie verklärt“. 


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