© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 14/22 / 01. April 2022

CD-Kritik: Johnny Marr – Fever Dreams Parts 1–4
Düstere Klänge
Eric Steinberg

Der englische Gitarrist und Songwriter Johnny Marr (58) hat in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder bewiesen, daß er auch ohne den Sänger Morrissey und die Rockband The Smiths erfolgreich sein kann. Sein neuestes Werk präsentiert der Musiker als 16 Lieder starkes Doppelalbum, von dem die Hälfte bereits 2021 in Form von zwei EPs erschien.

Vier Jahre nach dem Vorgänger „Call the Comet“ schlägt Marr nun deutlich düstere Töne an. Über zwei Jahre Pandemie spiegeln sich in den Texten wider: „Dark has come, hope has gone“, heißt es auf „Spirit Power and Soul“, dem Opener des Albums. Instrumental bewegt sich das Lied jedoch in entgegengesetzte Richtung. Discobeat und übermäßiger Keyboard-Einsatz locken eher auf die Tanzfläche, als daß sie an die Corona-Trostlosigkeit erinnern. Danach verliert sich das Album in Indie-lastigen Klängen und Post-Punk-Nostalgie. Synthesizer und elektronische Elemente bilden nicht selten das Fundament der Songs. Während Drums und Baß dieses Grundgerüst in solider, unauffälliger Art und Weise stärken, hätten dominierende Gitarrensounds durchaus häufiger eingebaut werden können. Über die Distanz schleicht sich Eintönigkeit ein. 

Heraus sticht dagegen die angenehm warme Stimme der Musiklegende, die seinem Alter entsprechend reif daherkommt. Marr bedient auf „Fever Dreams“ nicht nur die Wünsche alter Fans, sondern widmet sich auch seinen eigenen künstlerischen Gedanken. Ob es dafür allerdings 16 Lieder gebraucht hätte, ist fraglich.

Johnny Marr Fever Dreams Pts 1–4 BMG Rights Management (Warner) 2022  https://johnnymarr.com