© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 14/22 / 01. April 2022

Filmkritik Der Mann aus Marrakesch
Gangster und Agenten
Werner Olles

Mitten im Gewühl der Kasbah von Marrakesch wird ein Mann erstochen und seine Leiche eilends in einer Kutsche weggeschafft. Der Mörder bekommt von seinem Auftraggeber namens Jonquil (Klaus Kinski) den versprochenen Lohn für seine Tat, anschließend begibt er sich zum Flughafen von Casablanca, um Fotos von den ankommenden Reisenden zu machen, unter denen sich auch der US-amerikanische Architekt Andrew Jessel (Tony Randall) befindet.

Im Hotel verwechselt Jessel sein Zimmer mit dem der attraktiven Journalistin Kyra Stanovy (Senta Berger) und entdeckt in ihrem Kleiderschrank einen Toten. Kyra gibt an, daß es sich um ihren Verlobten handelt, und sie vereinbaren, die Leiche verschwinden zu lassen. Danach besuchen sie ein Spielcasino und treffen dort auf den zwielichtigen Geschäftsmann Casimir (Herbert Lom), der geheime Dokumente verkaufen will, bei denen es um eine wichtige Abstimmung in der Uno zugunsten Rotchinas geht. Casimirs Leute wollen Kyra den Mord an ihrem Verlobten anhängen und schaffen dessen Leiche wieder in ihr Hotelzimmer. Tatsächlich handelt es sich bei ihr jedoch um eine CIA-Agentin, die den Auftrag hat, Casimir zur Strecke zu bringen. Jessel wird auch in die Geheimdienstaffäre verstrickt, weil er aus Versehen die Dokumente an sich genommen hat. Kyra und Jessel fliehen vor Casimirs Schergen in die Wüste …

Don Sharps Agentenkomödie „Unser Mann in Marrakesch“ („Our Man in Marrakesh“, GB 1966), die im Stil der 1960er Jahre an den Originalschauplätzen gedreht wurde, ist ein turbulenter, kurzweiliger und origineller Film, der bisweilen an ein Varietéprogramm erinnert, dessen Ideen und Scherze allerdings etwas zu oft variiert werden. Folkloristische Einlagen und eine unterhaltsame und einfallsreiche Dramaturgie, garniert mit viel Humor und einer Prise Spannung und Abenteuer gestalten den cineastisch zwar anspruchslosen Streifen zu einer um so vergnüglicheren Gangster- und Spionagekomödie. In einigen Szenen erinnert „Unser Mann in Marrakesch“ gar an Alfred Hitchcocks Meisterwerk „Der Mann, der zuviel wußte“ (1956), ohne jedoch an dessen Raffinesse auch nur annähernd heranzureichen. Dank seiner temporeichen Inszenierung vermag der Film trotzdem in seiner Mischung aus Agenten-Burleske und Kriminal-Thriller den Zuschauer mit Witz und Schwung gut zu unterhalten.

DVD: Unser Mann in Marrakesch. Pidax Film-Klassiker 2022, Laufzeit etwa 87 Minuten