© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 14/22 / 01. April 2022

Thatcher war selbst zum Äußersten entschlossen
Vor vierzig Jahren begann mit der Besetzung der südatlantischen „Malwinen“ durch Argentinien der Falklandkrieg
Jürgen W. Schmidt

Ohne vorherige Kriegserklärung landeten ab 8 Uhr Ortszeit am 2. April 1982 mit Unterstützung der Flotte und der Luftstreitkräfte Einheiten des argentinischen V. Armeekorps und der 2. Fallschirmjägerbrigade nahe der Inselhauptstadt Port Stanley auf der Hauptinsel der Falklandgruppe. Die Inselgruppe umfaßt etwa 200 zumeist unbewohnte Inseln mit einem Flächenumfang von 12.173 Quadratkilometern. Nach kurzen Feuergefechten fielen die angetroffenen achtzig britischen Marineinfanteristen nebst dem britischen Inselgouverneur in argentinische Hände. Am darauffolgenden 3. April besetzten die Argentinier gleichfalls die zu den Falklands gehörige Insel Südgeorgien. Am 4. April 1982 erklärte Argentinien die nunmehr „Malwinen“ genannten Falklands zu seiner 24. Provinz und Spanisch zur neuen Landessprache. 

Argentinische Junta glaubte an Nachgiebigkeit Londons

Der langdauernde Streit um die Territorialhoheit über die Falklandinseln war, ziemlich überraschend für das zur Nato gehörige Großbritannien, eskaliert und wuchs sich in der Folge zu einem veritablen Krieg aus. Die Briten behaupteten, die (Doppel-)Insel sei 1592 von einem britischen Kapitän entdeckt worden. Doch dann hatten die Franzosen 1764 die unbewohnte Insel für sich beansprucht und diese sogleich wieder 1767 an die Kolonialmacht Spanien verkauft. Nachdem die Republik Argentinien sich 1810/1811 vom spanischen Mutterland abspaltete, beanspruchte sie in Nachfolge der Spanier die Inselgruppe für sich. 

Dessen ungeachtet besetzten die Briten ab 1839 die Insel und wandelten sie zu einer kleinen britischen Kolonie um. Diese Kolonie besaß nie große wirtschaftliche Bedeutung, denn auf den Inseln gab es keine Rohstoffe, und nur die Schafzucht florierte. Trotzdem gaben die Argentinier ihre Ansprüche auf die Falklands nie ganz auf und begannen sie ab den dreißigiger Jahren des 20. Jahrhunderts immer hartnäckiger zu verfolgen. Kurz vor dem Zweiten Weltkrieg glaubte man in argentinisch-britischen Verhandlungen eine Lösung dergestalt zu finden, daß man Argentinien die Souveränität über die Inseln zuerkannte, die Briten die Inseln aber per „Leaseback“ pachten durften. 

Nach dem Zweiten Weltkrieg gerieten diese Verhandlungen seitens der Briten aber wieder in Vergessenheit, denn nunmehr besaßen die abgelegenen Inseln im Südatlantik einen gewissen strategischen Wert. Auch die Uno konnte  den ab 1964 immer heftiger werdenden Streit nicht schlichten. Die Argentinier pochten auf ihre alten, von Spanien geerbten historischen Rechte auf die Falklands, während die Briten behaupteten, seinerzeit eine de facto seit 1833 herrenlose und unbewohnte Insel besetzt zu haben. Als der britische Unterstaatsekretär Ridley 1979 in den diplomatischen Unterhandlungen auf den jahrzehntealten Rückpachtungsvertrag der Briten für die Inseln unter Anerkennung argentinischer Oberhoheit zurückkam, sahen die Argentinier die Chance für einen militärischen Handstreich. 

Die in Argentinien herrschende nationalistische Generalsjunta glaubte nämlich in den Überlegungen des britischen Außenministeriums eine erhebliche Knieweiche der britischen Regierung zu erkennen. Folglich besetzte der argentinische Juntachef General Leopoldo Galtieri überraschend 1982 die Inselgruppe und glaubte an die Kraft des Faktischen. Doch er hatte die knochenharte Entschlossenheit der britischen Premierministerin Margaret Thatcher unterschätzt, welche unverzüglich militärische Operationen zur Rückeroberung der Inselgruppe anlaufen ließ. Auch glaubten die argentinischen Militärs, die stets eine harte antikommunistische Haltung zeigten, fälschlich an politische Unterstützung seitens USA. 

Die Argentinier ahnten nicht, daß die amerikanische NSA die argentinischen Militär- und Regierungscodes brechen konnte und die gewonnenen Informationen dem britischen Nato-Partner zur Verfügung stellte. Gemäß solcherart gewonnener Informationen torpedierte das britische Atom-U-Boot „Conqueror“, das sich mit einem größeren britischen Flottenverband in den Südatlantik aufmachte, mit konventionellen Torpedos am 2. Mai 1982 den argentinischen Kreuzer „General Belgrano“, wobei Hunderte Seeleute umkamen und der bewaffnete Konflikt nunmehr zum Krieg eskalierte. Nach heftigen seeseitigen Beschießungen und Bombardierungen und dem Absetzen britischer Kommandotruppen begann am 21. Mai die britische Seelandung, welche nach beidseits verlustreichen Kämpfen zur Kapitulation der argentinischen Truppen auf den Falklands am 15. Juni 1982 führte.  

Die argentinische Marine hatte sich nach dem Verlust ihres größten Kriegsschiffs zurückgezogen, und die argentinischen wehrpflichtigen Soldaten auf den Falklands konnten sich trotz ihrer numerischen Überlegenheit nicht mit den hart ausgebildeten britischen Berufssoldaten messen. Erst Jahre später erfuhr die Weltöffentlichkeit, daß die zu allem entschlossene britische Regierung bei einem Scheitern der Falklandoperation notfalls sogar einen Kernwaffenschlag beziehungsweise die Androhung eines solchen gegen die 800.000 Einwohner zählende argentinische Industriemetropole Cordoba in Erwägung gezogen hatte. 

Foto: Britische Senkrechtstarter Sea Harrier greifen vom Flugzeugträger HMS Hermes den Flughafen von Port Stanley an, Mai 1982: Die USA versorgten die Briten mit geknackten argentinischen Militär- und Regierungscodes