© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 14/22 / 01. April 2022

Meldungen

Klimaneutralität bis 2050 für Moorböden unerreichbar

GREIFSWALD. Moorböden machen nur drei Prozent der Erdoberfläche aus, speichern jedoch mit 500 Gigatonnen etwa doppelt soviel Kohlenstoff wie die gesamte Biomasse der Erde. Und da deutsche Moore inzwischen zu 90 Prozent entwässert sind, setzen sie jährlich rund 50 Millionen Tonnen CO2 frei. Die an der Universität Greifswald konzentrierte deutsche Moorforschung fordert daher, diesen Betrag bis 2050 durch Wiedervernässung auf Null zu reduzieren. Die im Oktober 2021 dazu unterzeichnete Bund-Länder-Vereinbarung, die vorsieht, die Emissionen aus Moorböden bis 2030 auf nur fünf Millionen CO2-Äquivalente zu senken, reiche dafür nicht annähernd aus. Um bis 2050 Klimaneutralität doch noch zu erreichen, müsse die Paludikultur, die landwirtschaftliche Nutzung wiedervernäßter Moorböden, staatlich so stark gefördert werden wie die Erneuerbaren Energien oder die E-Mobilität. Das geschehe aber nicht, obwohl Rohrkolben und Schilf von Moorböden ideales Dämmmaterial liefere, um ökologisch zu bauen (Spektrum der Wissenschaft, 1/22). (ck)

 www.paludikultur.de





Vorurteile über Fische aus Aquakulturen unbegründet

ROSTOCK. Die gängigen Vorurteile gegen Aquakultur hält Tom Goldammer für unbegründet. Sie sei vielmehr ein „guter und nachhaltiger Weg zur Fischerzeugung“ (Natur, 2/22). Der Rostocker Professor für Molekularbiologie und Leiter der Abteilung Fischgenetik am Forschungsinstitut für Nutztierbiologie (FBN) hat für mehrere Fischarten molekulare Marker entwickelt, an denen Streß, die Regulation des Immunsystems und das Wachstum abzulesen ist. So wisse man jetzt, daß der Zander eine Wassertemperatur von 22 Grad und darunter bevorzuge. Dies ermögliche eine „fischgerechte“ Aquakultur. Die sei in geschlossenen Kreislaufsystemen besser möglich als „naturnahen“ Teichen, wo die Tiere von Kormoranen gestreßt würden. Daß moderne Anlagen ohne Antibiotika auskommen werden, hält Goldammer für eine „absolut realistische“ Einschätzung. (ft)

 www.fbn-dummerstorf.de





Amazonas: Entwaldung zerstört Agrarwirtschaft

BRASÍLIA. Ab welchem Schwellenwert beeinflußt die zunehmende Entwaldung im südlichen Amazonasgebiet das lokale Niederschlagsregime und damit auch die landwirtschaftliche Produktivität? Diese Frage hat ein brasilianisch-deutsches Forscherteam untersucht. Falls Umweltschutzauflagen in Brasilien weiterhin unzureichend umgesetzt würden, verliere die 1,9 Millionen Quadratmeter umfassende Region, die sich von der Westprovinz Acre bis zur Atlantikküste erstreckt und Schwerpunkt der brasilianischen Soja- und Rindfleischerzeugung ist, in den nächsten 30 Jahren 56 Prozent ihrer Waldfläche. Bereits die gegenwärtige Entwaldungsrate führt zu jährlichen Verlusten für die Agrarwirtschaft in Höhe von einer Milliarde Dollar. Werde nicht massiv gegengesteuert, würden Versuche mit trockenresistenteren „Cash crops“-Pflanzen nötig. Sollten diese scheitern, führe kein Weg an der Aufgabe der Landwirtschaft in diesem Gebiet vorbei (Naturwissenschaftliche Rundschau, 1/22). (rs)

 naturwissenschaftliche-rundschau.de





Erkenntnis

„Ein Gasstopp ist ein ganz anderer Fall als Fukushima. Die Kernenergie, die in Japan zur Stromerzeugung genutzt wird, war viel leichter durch andere Energiequellen zu ersetzen. Die Frage der Zweiteilung der Weltwirtschaft und der Abkopplung wird die Diskussion der nächsten Jahre, als Konsequenz der Liefer­engpässe, die wir in der Corona-Pandemie erleben mußten. Und dann natürlich auch aus Gründen der nationalen Sicherheit.“

Achim Wambach, Physiker und Chef des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung