© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 14/22 / 01. April 2022

Leserbriefe

Zum Schwerpunktthema: „Sind wir noch wehrhaft?“, JF 13/22

Tragisches Geschehen

Zur tragischen Lage Rußlands in diesem Konflikt der Bericht eines rußlanddeutschen Sportkameraden: Ein russischer Panzerwagen bleibt stehen, weil er die Zivilisten nicht plattwalzen will, die sich ihm auf der Straße entgegenstellen. Das war für die Besatzung ein Fehler: Sekunden später zeigt sich in der Dachluke eines „zivilen“ Wohngebäudes eine von uns (!) gelieferte Panzerfaust, und fünf junge Russen verenden in einem Feuerball. Ja, durch „unsere“ Waffen sterben Menschen in der Ukraine!

Dr. Michael Gies, Stegaurach




1991, ein Abzug des Elends

1991 war ich in Ludwigslust und habe dort den Abschied der Sowjettruppen erlebt. Die Soldaten hatten alle schwarze Münder, weil sie keine Zähne im Mund hatten. Sie kamen mir sehr kraftlos vor. Das war beziehugswiese ist eine Armee, bei der sogar mit Essen gespart wurde. Die Nato sollte denen haushoch überlegen sein.

Roland Glorius, Winsen (Luhe)





Zu: „Blau & Gelb und Schwarz & Rot“, JF 13/22

Montreal 1976, oder: Auswechslung nötig

Auch wenn es momentan Wichtigeres gibt – gut, daß Herr Weißmann sich nicht als Sporthistoriker betätigt. In seinem Artikel hat er die Olympischen Sommerspiele von Montreal 1976 mit einer Fußball-Weltmeisterschaft verwechselt. Ansonsten schätze ich Ihre Wochenzeitung sehr und bleibe ein treuer Leser.

Martin Hinkofer, München






Zum Schwerpunktthema: „Gibt es ein deutsches Volk?“, JF 12/22

SPD – ein Fall für den Verfassungsschutz

Es mag dahinstehen, welchen Volksbegriff die Grundgesetzväter zum Beispiel in der Präambel  und in Art. 20 Abs. 2 gemeint haben: Staatsvolk oder Volk im ethnisch-kulturellen Sinne. Aber gänzlich zu leugnen, daß es überhaupt ein deutsches Volk gibt, das bringen nur die Superdemokraten der SPD fertig. Das habe ich schwarz auf weiß: Auf mein an alle Parteien gerichtetes Bittschreiben, dafür zu sorgen, daß die Benachteiligten, insbesondere Behinderte unseres eigenen Volkes verglichen mit den Migranten mehr unterstützt werden sollten, antwortete mir der SPD-Parteivorstand (Tobias Keim) mit Schreiben vom 6. Februar 2019 wörtlich: „Für demokratische Politiker, vor allem für Sozialdemokraten, gibt es kein eigenes (deutsches) Volk. Es gibt nur Bürger und Bürgerinnen, die rücksichtsvoll und nett miteinander leben.“ Diese Aussage führt zur Frage an Verfassungsschutz und Justiz: Was steht über dem Reichstag („Dem deutschen Volke“)?  Was bedeutet „Demokratie“ (griechisch: Volksherrschaft)? Wer also äußert sich verfassungswidrig, die AfD oder die SPD?

Dr. Albrecht Giese, Emmelshausen




England, Polen, Ungarn oder Dänemark

Dieses großartige Interview mit Professor Dietrich Murswiek und den gezielten Fragen von Moritz Schwarz offenbart auch dem Dümmsten, wohin die Entwicklung geht. Andere Länder wie England, Frankreich, Polen oder Ungarn, aber auch kleinere Länder wie Dänemark haben das erkannt und beginnen zu reagieren. Die Mehrheit in diesen Ländern will keine „offene Gesellschaft“ und keine „One World“, in der jeder sich selbst der Nächste ist, es kein „Wir-Gefühl“, kein Verantwortungsgefühl für eine Gemeinschaft mehr gibt. Ihnen ist klar, daß ein Paß niemals die Grundlage für eine funktionierende Staatsangehörigkeit sein kann: Ein Italiener oder Deutscher mit chinesischem Paß ist noch lange kein Chinese! Darf ich das auch über einen Zuwanderer mit frisch erworbenem deutschem Paß sagen? Sicher „nein“, denn das ist „völkisches Gedankengut“. Wie albern!

Knut Frenzel, Kiel






Zu: „Nur ein Wahlkampfmanöver“ von Jörg Fischer, JF 12/22

Höchste Zeit für die Freiheitsenergie

Ich gebe es zu – den Wirtschaftsteil der JF überfliege ich meist. Ich finde diese zwei Seiten zu theorielastig und meist auch viel zu libertär. Die Kommentare lese ich allerdings des öfteren, und oft stimme ich diesen nicht zu. Über diesen allerdings habe ich mich sehr geärgert. Das Klima-Programm zu streichen ist gefährlich – aktuell sehen wir ja, wohin die Abhängigkeit von fossilen Energien uns führt. Wir sind einem Rußland ausgeliefert, das auf das Völkerrecht pfeift und uns theoretisch jederzeit aufs trockene setzen kann. Es ist das absolut Vernünftige, jetzt die Wirtschaft umzubauen und mehr auf erneuerbare Energien zu gehen. Das macht uns wirklich von Despoten unabhängig und schafft auch neue Arbeitsplätze in Zukunftstechnologien.

Stephan Maier, Schwalmstadt






Zu: „Wofür sterben“ von Eberhard Straub, JF 12/22

Argumentativer Widerspruch

Eberhard Straub folgt in seinem Artikel offensichtlich Argumentationsmustern der Schrift „Händler und Helden“ von Werner Sombart. Man braucht nur das Wort „Händler“ durch „postnationalen Universalisten“ oder „Diskursethiker“ zu ersetzen, und man landet bei identischen Zuschreibungen: Unfähigkeit zur Selbstverteidigung, ein „ökonomistisches Denken“, das alle soldatischen Tugenden verabschiedet hat. Straub unterschlägt indessen eine Einsicht, zu der Ernst Jünger gleich vielen anderen schon vor Jahrzehnten gelangt ist: Wir leben nicht mehr im Zeitalter des ritterlichen Krieges, in dem Mannesmut sich bewähren konnte, sondern in einer Epoche, in der ein ausufernder militärischer Konflikt die Welt auszulöschen droht. Gewiß steht das Recht auf Selbstverteidigung dem Angegriffenen zu. Straub verschiebt jedoch die Perspektive, indem er, den „Diskursethiker“ vorgeblich zitierend, schreibt: „Krieg gehört geächtet, weil einer sich anmaßt, das ewige Gespräch partnerschaftlicher Problemlösung zu unterbrechen und sein Militär in die Waagschale zu werfen.“ Das ist nichts anderes als eine zynische Rechtfertigung jedweden Angriffskrieges. Geradezu abwegig ist die Aussage Straubs, der Westen und seine Führungsmacht, die USA, hätten bei den vielen Konflikten seit dem Koreakrieg nie als Aggressor gegolten. Hat der Autor vielleicht den Vietnamkrieg vergessen? 

Die JUNGE FREIHEIT bezeichnet sich als „Wochenzeitung für Debatte“. Der Leser soll und muß sich auch mit Positionen auseinandersetzen, die seinen Widerspruch finden. Er darf jedoch erwarten, daß dabei ein gewisses argumentatives Niveau nicht unterschritten wird.

Georg Schirmers, Köln






Zu: „Der Schutz bröckelt“ von Prof. Dr. Manfred Spieker, JF 12/22

Kröten nur für die Kröten

Ich möchte den bedrückenden Ausführungen von Professor Spieker etwas hinzufügen. Seit 1973, jenem Jahr, in dem die Statistik der Bundesrepublik Deutschland erstmals mehr Todesfälle als Geburten registrierte, sind circa acht Millionen Kinder abgetrieben worden. Nach wie vor werden jedes Jahr etwa 100.000 Kinder in unserem Land abgetrieben. Als wäre es nicht genug, daß die kinderlosen links-grünen Frauen diesen Zustand bejubeln, schweigen auch die Kirchen und die Parteien, die das „C“ in ihrem Namen tragen, zu diesem ungeheuerlichen Vorgang. 

Wie glücklich wäre ein im Mutterleib geschreddertes Kind, wenn ihm dieselbe Fürsorge zuteil geworden wäre wie den männlichen Küken, deren Tötung mit Gesetz vom 20. Mai 2021 verboten wurde. Oder wie sehr würde sich dieses Kind freuen, hätte es dieselbe Zuwendung erfahren wie die Kröten, die demnächst während ihrer Wanderung über nächtliche Landstraßen von humanen Helfern des NABU und anderer Organisationen, behutsam in Sicherheit gebracht werden.

Axel Ebert, Ohlsbach






Zu: „Wofür sterben?“ von Eberhard Straub, JF 12/22

Für einen unblutigen Patriotismus

Die diesem Aufsatz innewohnende Pazifismus-Kritik fordert zum Widerspruch; läuft es am Ende doch auf eine Verherrlichung des Soldatentums hinaus. Ist vielleicht deswegen das lateinische Zitat nur zur Hälfte wiedergegeben? Vollständig heißt es: „Dulce et decorum est pro patria mori“ (Süß und ehrenhaft ist es, fürs Vaterland zu sterben). Dieser Euphemismus von ehedem ist ebenso verlogen wie der von heute, daß Abtreibung die Erfüllung des Rechts auf körperliche und seelische Unversehrtheit sei. Schon immer haben die Machthaber das Recht zu töten für sich beansprucht. Jahrtausende hat es gedauert, bis das Recht auf Leben kodifiziert war („Du sollst nicht töten“). Weitere Jahrtausende haben die Machthaber immer wieder Ausreden gesucht und gefunden, Krieg vom Zaun zu brechen. Krieg ist nie wie ein Naturereignis vom Himmel gefallen. Krieg ist immer von Menschen gemacht und immer mit Morden von Leben verbunden. 

Es ist unfair, einer Generation, die das Glück hatte, von Krieg verschont geblieben zu sein, mangelnden Patriotismus zu unterstellen. Nach Hiroshima gibt es keine Alternative zu der Losung „Schwerter zu Pflugscharen“. Für einen unblutigen Patriotismus gibt es genug Herausforderungen in unserem Land.

Helge Borgmann, Hamburg






Zu: „Magische Abwehrrituale“ von Thorsten Hinz, JF 11/22

Neutralität ist keine Lösung

Ich bin seit Jahrzehnten ein großer Fürsprecher Ihrer Zeitung. Insbesondere die Artikel von Thorsten Hinz haben mich immer begeistert. Was ich aber jetzt zur Aggression Rußlands gegen die Ukraine lesen muß, verwundert mich sehr. Während Hunderttausende russische Soldaten ein Massaker an der ukrainischen Bevölkerung anrichten, Millionen Menschen flüchten müssen und die Ukrainer einen wahrhaft heldenhaften patriotischen Kampf führen, fällt Thorsten Hinz nichts anderes ein, als sich über die Diskriminierung einzelner russischer Bürger zu beklagen! Natürlich ist dies im Einzelfalls zu kritisieren. Aber es läßt sich deutlich in Ihrem Blatt zwischen den Zeilen lesen, wie versucht wird, alle möglichen Gründe zu suchen, um den Kampf der Ukraine in ein zweifelhaftes Licht zu setzen. Schon auf der Titelseite (dem Aufmacher Brundo Bandulets) wird versucht, eine „neutrale“ Stellung zwischen Moskau und Washington zu begründen. 

Kann die JF nicht den Unterschied zwischen den westlichen Demokratien (mit all ihren dekadenten und zugleich potenziell diktatorischen Tendenzen auf der einen Seite) und den tendenziell totalitären, ja bereits faschistisch-imperialistischen Systemen Rußlands und Chinas erkennen? Hat ihr Blatt vergessen, wer uns die sowjetrussischen Panzer und Putin zumindest im Westen vom Leibe hielt? Haben sie vergessen, wie Sowjetrußland Ostdeutschland wie eine Kolonie besetzt, ausgeplündert und jede demokratische Regung jahrzehntelang zermalmt hat? Es wäre niemals ohne die USA und der Nato gelungen, unser Land wieder zu vereinen und die Diktaturen im Osten zu stürzen. Deutschland ist nicht damit gedient, wenn wir uns „neutral“ stellen, wenn wir mit Rußland einen Interessenausgleich suchen usw. Deutschland muß aufrüsten und gemeinsam mit der Nato den Ukrainern jede erdenkliche Hilfe leisten. 

Die These, Rußland wolle nur gegen die böse Nato eine Pufferzone in der Ukraine errichten, ist absoluter Nonsens. Rußland will in Europa die Hegemonie! Nato und USA sollen raus aus Ost- und Zentraleuropa! Das steht im Brief von Putin an Biden klar drin! Zentraleuropa – das heißt Berlin! Die Anbiederungspolitik an Rußland erlebt heute ihren totalen Bankrott! Heute heißt die Wahl: Amerikanische Hegemonie oder russisch-chinesischer Totalitarismus!

Bernd Muckenschnabel, via e-Mail (zur Zeit in Schweden)






Zu: „Streit um die höchste Autorität“ von Jan von Flocken, JF 11/22

Virchow war kein Nationalliberaler

In diesem Beitrag zu Bismarcks „Kulturkampf“ heißt es, es sei Bismarck „um die konsequente Trennung von Kirche und Staat“ gegangen. Bismarck griff aber durch viele, nicht alle, „Kulturkampfgesetze“ in die Freiheit der beiden großen Konfessionen ein, was ja das Gegenteil der Trennung von Kirche und Staat ist. Die staatliche Diskriminierung im Bismarckreich bis 1918 evangelischer Freikirchler und Juden und Anders- und Nichtkonfessioneller widersprach auch der Trennung von Kirche und Staat. 

Die allermeisten Nationalliberalen, gerade auch katholische, unterstützten in der Tat Bismarcks Kulturkampf, und zwar keineswegs nur am Anfang. Dasselbe gilt von der – den Nationalliberalen recht ähnlichen – Freikonservativen Reichspartei, deren Reichstagsfraktion als damals einzige Evangelische und Katholiken in ähnlicher Prozentzahl umfaßte. Der Mediziner und Pathologie-Begründer Rudolf Virchow war kein Nationalliberaler, sondern Abgeordneter der Deutschen Fortschrittspartei, von der sich die Nationalliberale Partei wegen der Billigung Bismarckscher Politik abgespalten hatte.

Ulrich Motte, Dortmund






Zu: „Goldregen im Eiskanal“ von Ronald Berthold, JF 9/22

Keine Kunst, alles nur im Sitzen

Spötter lästern, die Deutschen seien gut in allen Sportarten, bei denen man sitzen kann: allen Versionen von Schlittenfahren, Rudern, Reiten, Auto- und Motorradfahren.

Eberhard Koenig, BaierN