© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 15/22 / 08. April 2022

Ethikrat erkennt Menschenrechtsverletzung
Besser spät als nie
Mathias Pellack

Solidarität, Gerechtigkeit und Vertrauen heißen Kapitel der jüngsten 162seitigen Stellungnahme des Deutschen Ethikrates zur Corona-Politik. Eine große Zahl hochgegriffener Ziele in einem Papier, das versucht, ebenjenes Vertrauen wiederherzustellen, das in zwei Jahren Pandemie verlorenging.

Der Rat kritisierte jetzt scharf die Probleme in den Pflegeeinrichtungen, wo Menschen ohne Begleitung und ohne die Möglichkeit auf Kontakt zu ihren Angehörigen an Corona und anderen Krankheiten starben. Dort sei die Menschenwürde mißachtet worden, heißt es heute. Erst während des zweiten Lockdowns hatte der Rat auf das Problem – wenig vehement – hingewiesen.

Die jetzt aufgegriffene Kritik, wonach „die Medien“ ihre „kritische Aufgabe“ zu Beginn der Corona-Krise „nicht immer im wünschenswerten Maß“ erfüllt hätten, das Für und Wider der Maßnahmen sichtbar zu machen, wirkt ebenfalls wohlfeil. Denn nie zuvor hat der Rat auf die überreiche Regierungskonformität hingewiesen.

Kein Wort ändert der Rat indes an seiner zweifelhaften Stellung pro Allgemeiner Impfpflicht oder seiner Verteidigung von 2G – einer Maßnahme, die gezielt Menschen allein aufgrund biopolitischer Merkmale von großen Teilen des öffentlichen Lebens ausschließt.

Bedenkenlos zustimmen kann man dem aktuellen Papier nur bei der Kritik an den scharfen und schärfsten Maßnahmen, die für die jungen Generationen an Bildungseinrichtungen galten und teils weiter gelten und jene Kinder, Schüler und Studenten unverhältnismäßig zu ihrer Gefährdung durch Corona belasten.