© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 15/22 / 08. April 2022

Aufregung der Woche
Ärger ums Stadtlogo
Björn Harms

In Köln herrscht seit einigen Tagen helle Aufregung: Die Stadtverwaltung will in Zukunft ein neues Logo verwenden. Sie begründete den Schritt mit einer notwendigen Überarbeitung des alten Markenauftritts. Das rund 20 Jahre alte Logo sei „sehr komplex“, bestehe aus mehreren Teilen und erfülle damit nicht mehr moderne Anforderungen.

Für viele Menschen in Köln, wo im vergangenen Jahr bereits die offizielle Erlaubnis des Muezzinrufs für heftige Diskussionen gesorgt hatte, ist diese Entscheidung kaum nachvollziehbar. Tagelang ergoß sich ein wütender Shitstorm über den Verantwortlichen. Auch der ehemalige Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU) wetterte: Alle Kölner sollten sich gegen die Änderung des Stadtlogos „wehren“. Doch in all der Aufregung wurde ein Teil der Geschichte meist ausgeblendet. Daß die Domspitzen völlig verschwinden sollen und verleugnet werden, wie viele Kommentatoren in den sozialen Netzwerken sich empörten, stimmt nicht ganz. Zwar sind die Türme nicht mehr auf dem Hauptlogo der Stadt zu sehen. Aber zukünftig sollen die Domspitzen eine „neue und prominente Funktion erhalten“, erklärte die Stadtverwaltung in einer Pressemitteilung. Sie werden demnach „auf allen Plakaten, Broschüren, Aushängen und Social-Media-Beiträgen als wiederkehrendes Kommunikationsmerkmal zu sehen sein“. Passend dazu veröffentlichte die Stadt erste Beispielflyer, auf denen die Domspitzen weiterhin sichtbar sind.

Unterdessen schaltete sich auch der bekannteste Zirkusdirektor im deutschsprachigen Raum ein. Roncalli-Chef Bernhard Paul, der seinen Laden 1978 in Köln neugegründet hatte, will die Domspitzen jetzt in seinem Roncalli-Emblem einarbeiten lassen. Gegenüber der Bild-Zeitung verkündete der Österreicher: „So rette ich die Domspitzen vor dem Mistkübel der Geschichte.“