© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 15/22 / 08. April 2022

Meldungen

„Super-GAU für gesamte deutsche Volkswirtschaft“

DÜSSELDORF. Der Ökonom Bert Rürup hat wegen des Ukraine-Kriegs vor einem Schrumpfen des Industriesektors in Deutschland gewarnt. Wenn es zu einer Allianz zwischen Peking und Moskau käme, brächte das die Teilung der Welt in zwei Blöcke: „Dies wäre nicht nur für einzelne Unternehmen mit starkem Chinafokus ein Super-GAU, sondern für die gesamte deutsche Volkswirtschaft“, erklärte der frühere Chef der „Wirtschaftsweisen“ im Handelsblatt. Zudem würden die Produktionskosten wegen höherer Rohstoff- und Vorproduktpreise stark ansteigen. Gewinner seien letztlich aber die Amerikaner: „Wer in solch einer Welt seine Produkte auf dem weltgrößten Markt vertreiben will, der wird die dortigen Spielregeln akzeptieren und mit der Wertschöpfung auch Investitionskapital in die USA verlagern müssen“, meinte Rürup. Erfolgreiche Exporteure müßten allerdings auf möglichst alle globalen Kunden zugehen: „Dieser Maxime folgten alle Bundesregierungen der vergangenen Dekaden – und so waren Produkte ‘made in Germany’ in den untereinander verfeindeten Golfstaaten genauso hochangesehen wie bei deren gemeinsamem Gegner Israel.“ (fis)





Ukraine-Krieg: Die großen Illusionen des Embargos

BERLIN. Wie lange kann Deutschland ein Embargo gegen russisches Gas und Öl, das zu Rezession, Inflation und Arbeitslosigkeit führt, durchhalten? „Wenn man die Corona-Pandemie als Maßstab nimmt, dann ist die Antwort wohl: nur wenige Monate“, so der Ökonom Marcel Fratzscher. „Nach einem hohen Maß an Solidarität und wirtschaftlichen Einschränkungen im Frühling 2020 verflüchtigte sich diese Einigkeit, und die Politik hatte weder den Mut noch die Möglichkeit, in den folgenden Corona-Wellen die Einschränkungen der ersten Welle wieder einzuführen“, erklärte der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Wochenbericht 13/22). Ein Embargo dürfte „am fehlenden Willen scheitern, den wirtschaftlichen Preis dafür zu zahlen“. (fis)

 berlinoeconomicus.diw.de





Zahl der Woche

Auf 7,5 Prozent ist die Inflation im Euroraum im März gestiegen. Im Vorjahr lag der EU-Verbraucherpreisindex (HVPI) bei 1,3 Prozent. Preistreiber waren Energie (+44,7 Prozent) und unverarbeitete Lebensmittel (+7,8 Prozent). Die höchste Geldentwertung hatten Litauen (15,6 Prozent), Estland (14,8) und die Niederlande (11,9). Am niedrigsten war der Kaufkraftverlust auf Malta (4,6) sowie in Frankreich (5,1) und Portugal (5,5). Italien (7,0), Deutschland (7,6) und Luxemburg (7,9) lagen im Mittelfeld. Quelle: Eurostat