© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 15/22 / 08. April 2022

Zeitschriftenkritik: Tumult
Corona-Politik und Klima-Aktivisten
Werner Olles

In der Frühjahrsausgabe von Tumult, der „Vierteljahresschrift für Konsensstörung“, zieht Norbert Müller „Drei Lehren aus der Corona-Politik“: 1. Die Institutionen der Global Governance erlebten einen rasanten Machtzuwachs, der die Erosion der demokratischen Souveränität, insbesondere der EU-Staaten, beschleunigt habe. In der Corona-Pandemie vollziehe sich der Übergang zu einer autoritären Staatsform. 2. Die Einführung des globalen digitalen Impf-Identitätsausweises bedeute, daß die Global Governance-Elite den Nationalstaat entmachtet habe, so daß er nicht länger Herr über die Identitätsdokumente seiner Bürger sei. 3. Der globale Kapitalismus könne nicht mehr als liberale Dominanz der Finanzmärkte beschrieben werden. Zudem habe die Globalisierung an Bedeutung verloren, seitdem die Welt geopolitisch mit China geteilt werde, auch der Kollektivismus sei nicht mehr verpönt, wie man an der „Fridays for Future“-Bewegung sehe. Wie Klaus Schwab, der die „Prophetin“ Greta nach Davos einlud und eine Zukunft ohne Eigentum versprach, agiere auch Black-Rock-Führer Larry Fink als begeisterter Klimaschützer und befürworte staatlichen Dirigismus in der Klimapolitik.

Die Literaturwissenschaftlerin Bettina Gruber beschreibt die „Kleine Phänomenologie der Klimaaktivisten“. Als einen der größten Fehler des „selbstzufriedenen Liberalkonservatismus“ bezeichnet sie das Leugnen der realen Probleme des Klimawandels, die nicht mit den „Weltuntergangsphantasien“ der neuen Umweltbewegungen verwechselt werden dürften. Die handfesten Interessen im Hintergrund seien indes nicht verborgen geblieben. So hätten die Grünen in Deutschland Gelder von großen US-Firmen erhalten, beispielsweise von der amerikanisch-niederländischen IT-Firma „Elastic“, die mit der US-Armee zusammenarbeite, und der Vater der Klima-Ikone Greta mache mit seinen Firmen ein Riesengeschäft mit CO2-Zertifikaten.  Tatsächlich sei der Klimadiskurs längst ein kapitalismuskompatibler Herrschaftsdiskurs. Daß etwa Klimaaktivisten wie „Bauchrednerpuppen“ oder „Spieluhren“ klingen, „die einen sehr bescheidenen Schatz an Melodien abspielen“, scheine jedoch nicht weiter aufzufallen. Gruber vergleicht sie mit den Achtundsechzigern, die gegen ein System opponierten, das ihnen zwar wenig Widerstand entgegensetzte, doch seien sie im Gegensatz zum „offenbar nützlichen Scheinrebellentum“ der heutigen „Protestbewegung“ in kein Zusammenspiel mit den Herrschenden verstrickt gewesen.

Weitere Beiträge befassen sich unter anderem mit dem „Deutschen Ethikrat“ (Harald Seubert), dem „Maßnahmenstaat und seinen Freunden“ (Henry Krause) sowie dem „Rassismus der Antirassisten“ (Evelyn Lauterberg).

Kontakt: Frank Böckelmann, Nürnberger Str. 32, 01187 Dresden. Das Einzelheft kostet 10 Euro, ein Jahresabo 40 Euro. www.tumult-magazine.net