© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 15/22 / 08. April 2022

Meldungen

Alice Schwarzer kritisiert Selbstbestimmungsgesetz 

KÖLN. Die Gründerin und Herausgeberin der Frauenzeitschrift Emma, Alice Schwarzer (79), übt Kritik am geplanten „Selbstbestimmungsgesetz“. Hintergrund: Die Ampelkoalition hat angekündigt, das derzeit geltende Transsexuellengesetz abzuschaffen. Es regelt, unter welchen Bedingungen man seinen personenstandsrechtlichen Geschlechtseintrag ändern lassen kann, wenn man sich nicht mit dem Geburtsgeschlecht identifizieren kann. Nach geltendem Recht kann die Änderung auf Antrag des Betroffenen durch Gerichtsurteil angeordnet werden. Voraussetzung sind zwei medizinische Gutachten, daß sich das Zugehörigkeitsempfinden „mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr ändern wird“. Dieses Recht soll durch ein neues Gesetz abgelöst werden, nach dem es für die Änderung von Geschlechtsangabe und Vornamen nur noch auf die Selbstauskunft des Betroffenen ankommt. In dem von ihr und der Emma-Redakteurin Chantal Louis herausgegebenen Buch „Transsexualität: Was ist eine Frau? Was ist ein Mann? Eine Streitschrift“ (Kiepenheuer & Witsch) schreibt Schwarzer, es sei ein Fehler, die Existenz eines biologischen Geschlechts fundamental zu leugnen. Es sei eine problematische Entwicklung, daß Transsexualität heute nicht mehr „als schwerer seelischer Konflikt einiger weniger“ gesehen werde, sondern „zunehmend einfach als Weg, sich für die vermeintlich ‘falsche’ Geschlechterrolle einfach den ‘passenden’ Körper zu suchen“. Die Zahl der medizinisch aktenkundigen jugendlichen Transsexuellen sei in der westlichen Welt innerhalb weniger Jahre um rund 4.000 Prozent gestiegen. Insbesondere bei Mädchen gebe es eine regelrechte „Trans-Mode“. „In manchen Schulklassen sitzen heute vier bis fünf Mädchen, die von sich behaupten, transsexuell zu sein.“ Deshalb warne sie insbesondere davor, bereits Jugendlichen ab 14 Jahren auch ohne Zustimmung der Eltern eine Geschlechtsumwandlung zu ermöglichen. „Diesem Schritt folgen oft lebenslange Hormongaben und schwere operative Eingriffe. Gesunde Körper werden so verstümmelt und lebenslang krank gemacht.“ (idea/JF)





Nelly-Sachs-Preis an Katerina Poladjan verliehen 

DORTMUND. Die Schriftstellerin Katerina Poladjan ist mit dem Nelly-Sachs-Preis der Stadt Dortmund ausgezeichnet worden. Sie erhielt den mit 15.000 Euro dotierten Literaturpreis vergangenen Sonntag im Orchesterzentrum NRW. Die Jury begründete ihre Entscheidung vor allem unter dem Eindruck ihres Romans „Hier sind Löwen“ (2019), der für den Deutschen Buchpreis nominiert war. Darin erzählt die Autorin von einer Buchrestauratorin mit armenischen Wurzeln und einem Geschwisterpaar, dessen Familie zu den Opfern des türkischen Völkermords an den Armeniern im Ersten Weltkrieg gehörte. Katerina Poladjan wurde 1971 in Moskau geboren. Sechs Jahre später emigrierte ihre Familie nach Deutschland. Zuletzt veröffentlichte sie im vorigen Jahr den Roman „Zukunftsmusik“, der von einer Familie in Sibirien zu Beginn der Gorbatschow-Ära handelt. (tha)





Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung 

BRLIN. Das im Auftrag der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur herausgegebene Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung 2022 ist erschienen (Metropol Verlag, 240 Seiten, 29 Euro). Die Beiträge darin fragen laut Angaben der Stiftung nach der Bedeutung konservativer Denkfiguren in den staatssozialistischen Gesellschaften, nach Heimat, autoritären Mentalitäten, patriarchalen Familienbildern und ethnischer Homogenität. Die Texte widmen sich unter anderem den Konflikten, die sich aus dem Aufeinandertreffen von heimatlicher Volks- und westlicher Popkultur oder zwischen Feminismus und autoritärer Familienpolitik ergaben. (tha)