© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 15/22 / 08. April 2022

Leserbriefe

Zum Schwerpunktthema: „ʻEs muß eine Lösung herʼ“, JF 14/22

Zu wenig gesunder Menschenverstand

Wolfgang Grupp inszeniert sich seit Jahren als Musterdeutscher Unternehmer, der so gut wie ausschließlich hier produziert. Dafür ist ihm sehr zu danken. Viel zu viele haben den auf den ersten Blick einfachen Weg in billigste Länder gewählt. Ohne genau hinzusehen, unter welchen Umständen dort immer noch produziert wird. Diese Unternehmen sind damit zwar zunächst dem raffgierigen deutschen Staat ausgewichen, der bei Licht betrachtet auch kleine Einkommen nahezu mit 50 Prozent belastet, um damit angeblich soziale Wohltaten zu vollbringen. Doch ich mag einfach nicht glauben, daß ein Unternehmer mit gesundem Menschenverstand nicht erkennen konnte oder wollte (?), daß die massenhaften Fehler der Frau Merkel (in diesem Fall die idiotische Energiewende) uns allen tiefe Schäden zufügt. Die jetzt geäußerte Kritik des Herrn Grupp kommt entschieden zu spät.

Peter Müller, Schwarz






Zu: „Ukraine / Bidens Patzer in Warschau“ von Dieter Stein, JF 14/22

Eine ehrliche, folgerichtige Einschätzung

Sie schreiben von „Bidens Patzer in Warschau“, weil dieser sagte, Putin dürfe „um Gottes Willen nicht an der Macht bleiben“. Mir stellt sich die Frage, ob Herr Stein mit seiner Sichtweise und Kritik nicht selber einen „Patzer“ begangen hat? Was ist denn so falsch daran zu sagen, Putin – diesen skrupellosen Kriegstreiber und Verursacher der Zerstörung der Ukraine und Verantwortlichen für die Tötung tausender ihrer Bewohner – nicht weiter eine Führungsrolle überlassen zu wollen, an die er sich mit diktatorischem Machtanspruch klammert? Es ist doch unfaßbar mit ansehen zu müssen, wie dieser Unmensch alle Regeln des Völkerrechts mißachtet und bricht. Wie kann Dieter Stein dann die offenen, ehrlichen und folgerichtigen Worte Bidens einen „Patzer“ nennen?

Dr.-Ing. Helmut Schulz, Bockhorn




Untergang und Zerstörung zuletzt 1945

Ich lese die JUNGE FREIHEIT nicht, weil sie meine Vorurteile bestätigt. Im Gegenteil, nicht selten vertrete ich eine völlig andere Meinung. So hat sich Dieter Stein hier der großen Schar der Kremlastrologen angeschlossen, indem er den Schlußsatz des US-Präsidenten („For God’s sake, this man cannot remain in power“) in seiner etwas mißverständlichen Übersetzung („um Gottes Willen“ dürfe Putin „nicht an der Macht bleiben“) zitiert. Ähnlich äußern sich auch die meisten anderen Kommentatoren, die FAZ etwa spricht von einem Scherbenhaufen. Die Sprache der Politiker und Diplomaten hat mit der Sprache der Bürger wenig gemein. Präsident Biden hingegen bevorzugt nicht selten Klartext. Er hat Putin – schon vor Warschau – als Schlächter, Kriegsverbrecher, Killer und mörderischen Diktator bezeichnet. Das versteht das Volk. Gleichzeitig brachte es jedoch Diplomaten und Mitarbeiter Bidens in Washington und anderswo zum Rotieren und Beschwichtigen. Der Heidelberger Psychoanalytiker Prof. Rainer M. Holm-Hadulla spricht indes von der unfaßbaren Destruktivität Wladimir Putins. Was es heißt, wenn Untergang und Zerstörung zum eigentlichen Sinn des Lebens eines Mächtigen werden, mußte ich als Kind im Jahre 1945 leidvoll erfahren. Richard Haass, ein erfahrener Diplomat und Präsident des Council on Foreign Relations, brachte das gegenwärtige, unheilvolle Dilemma auf den Punkt: „Das Problem ist, daß der Präsident aus Putins Sicht seine und unsere wahren Absichten offenbart hat.“

Rudolf Jansche, Wilhelmsfeld






Zu: „Chaos mit Ansage“ von Michael Paulwitz, JF 13/22

Armes Deutschland

Wieder ein hervorragender Beitrag von Michael Paulwitz, der dem Leser die ungeheure Dummheit und Unfähigkeit der in Deutschland verantwortlichen Behörden deutlich macht und gleichzeitig die Bundesinnenministerin als meineidig entlarvt (Schaden vom deutschen Volk abzuwenden). Nach meiner Ansicht ist eine verantwortliche Politikerin, die ganz bewußt Grenzkontrollen untersagt und das massenhafte Eindringen krimineller Migranten duldet, selbst kriminell. Daß die illegal einreisenden Migranten, hautptsächlich Nordafrikaner, oftmals kriminell sind, läßt sich schon daran erkennen, daß sie in die Ukraine einreisen, um sich falsche Pässe zu beschaffen und damit in das deutsche Sozialsystem einzudringen. Bei der Ausreise aus der Ukraine benutzen sie noch ihre Pässe aus der Heimat, weil sie ja sonst im Land bleiben und für die Ukraine kämpfen müßten. In Deutschland sind sie dann ukrainische Flüchtlinge. Bei der Antragstellung für Sozialleistungen sollten diese Männer aber sehr schnell als Afrikaner oder Araber erkannt und festgenommen werden, wenn – ja wenn – unsere Behörden verantwortlich handeln und dazu auch angehalten wären. Das sind sie aber nicht, weil eine mit dem linksextremen Milieu verbundene Bundes­innenministerin das eben nicht will.

Siegfried Reichinger, Kriminaldirektor a.D., Dettelbach






Zu: „Bundeswehr / Nichts als heiße Luft“ von Dieter Stein, JF 13/22

West-Berlin, oder: Fehlende Vorbilder

Bei den Defiziten der Bundeswehr wird überwiegend über Mängel des Materials und des politischen Führungspersonals gesprochen. Ersteres ist mittelfristig durch eine Aufstockung des Wehretats zu lösen, letzteres wäre ruckzuck behoben, würden statt kompetenzloser Quotenfrauen echte Experten eingesetzt. Das gesellschaftliche Defizit, das notwendig einen Mentalitätswechsel zur Wehrbereitschaft erfordert, ist allerdings eine Aufgabe über Generationen. Was wir in der Ukraine aktuell als Heldentum und Opferbereitschaft für das Vaterland vorgelebt bekommen, wurde hierzulande systematisch ausgemerzt. 

Als ich Ende der 70er zum Wehrdienst eingezogen wurde, gehörte ich zur Minderheit in meinem Bekannten- und Freundeskreis. Viele meldeten sich unter einer Briefkastenadresse in Berlin wohnhaft, andere kamen mit den tollsten ärztlichen Attesten, einige bevorzugten den Zivildienst, andere heirateten sogar, damit sie nicht zum „Bund“ mußten. Die Kreativität, sich vor dem Wehrdienst zu drücken, war enorm. Genau diese Generation soll jetzt, mit dem Ernstfall in Europa konfrontiert, die weltanschauliche Wende vollziehen und zu ihren Kindern und Enkeln sagen: „Ich habe mich damals gedrückt. Außerdem hielten wir alle, die ihren Wehrdienst ableisteten, für Kriegstreiber und Idioten. Während der fünfzehn Monate, wo die im Dreck rumrobbten und strammstanden, kam ich im Studium voran, stand früher im Arbeitsleben und hatte bei der Karriere die Nase vorn. Jetzt gilt das alles nicht mehr, denn die Zeiten haben sich geändert, du mein lieber Sohn (Tochter, Enkel ...) mußt jetzt Teil der nationalen Kraftanstrengung werden“, womöglich mit der lateinischen Sentenz: „Dulce et decorum est pro patria mori.“

Matthias Schneider, Speyer






Zu: „Mundtot machen“ von Jörg Kürschner, JF 13/22

Immer chaotischer und unfähiger

Je mehr ideologische Utopisten unseren Bundestag bevölkern, desto chaotischer und unfähiger wird die Politik. Wenn die parlamentarischen Minderheitsrechte, wie jetzt durch das Bundesverfassungsgericht geschehen, beschnitten werden, ist dies der Weg zur Diktatur. Und auch solche primitiven Wutausbrüche der Grünen-Frau Fester, wie jüngst im Parlament, beschädigen den Ruf des Bundestags und unseres Landes. In der Tat: „Die Jugend braucht mehr als kitschige Phrasen“ – ein ekstatisches Schreien ist nicht glaubwürdig!

Dipl.-ING. Herbert Gaiser, München






Zu: „Das Herz des Feindes zerreißen“ von Thorsten Hinz, JF 13/22

Beschränktheit allein reicht nicht

Da in Ost-Berlin groß geworden, kenne ich noch die Bluturteile von Hilde Benjamin, die jedesmal Schrecken und Entsetzen in der Bevölkerung hervorgerufen haben. Dafür wurden sie ja auch verhängt. Über die Aussage, Intelligenz und Beschränktheit könnten zusammengehen, habe ich erst geschmunzelt. Ich meine aber, daß dazu noch eine gehörige Portion Fanatismus hinzukommen muß, um gefährliche Politiker und Terroristen hervorzubringen. Erst dann wird deren Politik und Überzeugung wirklich gefährlich.             

Volker Krause, Arnsberg




Denken? Typisch für Rechtsabweichler

Dieser Artikel über Nancy Faeser und ihren „Kampf gegen Rechts“ ist äußerst aufschlußreich, zeigt er doch auf, wohin die Reise geht: Auf in den Kampf gegen das eigene Volk. Es braucht nicht mehr lange, bis auch der Rechtsverkehr auf der Straße, unser Rechtswesen und die Rechtschreibung zur Disposition stehen. Deren Dekonstruktion hat ja in den beiden letzteren Fällen bereits begonnen. Da fällt mir ein, wohl ironisch gemeinter, Ausspruch des marxistischen Philosophen Georg Lukács ein: Denken sei eine Rechtsabweichung, meinte er einmal.

Erhard Heilmeier, Immenstaad






Zu: „Der Schutz bröckelt“ von Manfred Spieker, JF 12/22

Kein Frauen- oder gar Menschenrecht

Mit Blick auf die von der neuen Bundesregierung angestrebte Aufhebung des § 219 a StGB (Werbeverbot für Schwangerschaftsabbrüche) ist eine Frage noch nie gestellt worden: Wieso werden heutzutage auch in Deutschland bei den gegebenen Möglichkeiten zur Schwangerschaftsverhütung so viele Frauen ungewollt schwanger? Fest steht, daß an den fruchtbaren Tagen nicht verhütet wurde, aber warum? Kennen die Frauen ihren Kalender nicht? Werden die Kosten für die Verhütung eingespart? Oder sind die Beteiligten leichtsinnig, gleichgültig oder nur nachlässig? Was ist mit den Männern? Niemand sollte den Frauen die reproduktive Selbstbestimmung bestreiten, aber doch nicht unter Einschluß von Schwangerschaftsabbruch! Fest steht, daß Schwangerschaft keine Krankheit ist und deshalb auch ein Schwangerschaftsabbruch keine Gesundheitsleistung – weshalb sie keine Kassenleistung sein sollte: Wenn Geschlechtsverkehr zum bloßen Vergnügen ausgeübt wird, sollten die Beteiligten gegebenenfalls auch die finanziellen Folgen tragen. Unbestreitbar sein sollte, daß die Tötung ungeborenen Lebens kein Frauen- oder gar Menschenrecht ist.

Henning Sachs, Kiel-Holtenau






Zu: „Die ewigen Sünden der Riesen“ von Julian Marius Plutz, JF 11/22

Bedient – leider mit gängigen Klischees

Bereits die Überschrift suggeriert eine korrupte Schattenwelt, in der sich die forschende Biopharmaindustrie mit Schadensersatzzahlungen von Skandal zu Skandal hangelt, um nicht zu rechtfertigende Gewinne zu sichern. Damit bedient der Autor die gängigen Klischees gegen eine Industriesparte, die eher von linksgrüner Seite unter Generalverdacht steht. Zwar wird immer vom Forschungsstandort Deutschland getrommelt, wenn es aber dann um die Kommerzialisierung von Innovationen geht, soll alles zum Nulltarif gehen. Siehe aktuell die Forderung nach Patentfreiheit der Corona-Impfungen. 

Die im Artikel genannten Beispiele an Fehlleistungen sind alle faktisch richtig, ein „ewiges Sündenregister“ sind sie nicht! Man vergleiche dies einmal mit Rückrufaktionen in der Automobilindustrie. Bei circa 100.000 zugelassenen Arzneimitteln in Deutschland und circa 80 Neuzulassungen pro Jahr (laut Statista) haben wir es hier mit einer Branche zu tun, die trotz langer und risikoreicher Entwicklungszeiten ein enormes Innovationspotential demonstriert, was sich auch bei den mRNA-basierten Impfstoffen gegen eine Sars-CoV-2-Infektion gezeigt hat. Astra-Zeneca und CureVac werden übrigens sicherlich keine schwarze Null hinter ihre Vakzinentwicklung schreiben können. Ein weiteres interessantes Diskussionsfeld sind die im Artikel angesprochenen Studien­endpunkte, die stark von der Indikation abhängig und nicht immer leicht zu definieren sind. Mag es bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen klare biochemisch meßbare Parameter (zum Beispiel Blutfette) oder definierte Ereignisse (Herzinfarkt) geben, so ist das bei psychiatrischen Erkrankungen nicht immer der Fall. Die Biopharma ist die am strengsten regulierte Industriesparte der Welt, nicht weil sie ein notorischer Missetäter ist, sondern weil am Schluß weder ein Produkt oder Dienstleistung, sondern ein individueller Patient steht.

Dr. rer. nat. Gunther Pendl, MBA, Zug / Schweiz






Zu: „Keinen Illusionen hingeben“ von David Engels, JF 10/22

Putin, oder: Das Maß ist für mich voll

Dank dem Autor für seine gezielte Mahnung an westliche Konservative, die Putins Angriff auf die Ukrainer nachsichtig beurteilen. Hier in den USA gibt es in Hülle und Fülle Mitglieder der Altrechten, die versuchen, Putins Gewalttaten zu beschönigen und die Schuld für die Verwüstung ukrainischer Städte und für die Ermordung ihrer Einwohner auf „amerikanische neokonservative Berater“ und eine anmaßende ukrainische Staatsführung abzuwälzen. Das Maß war für mich voll, als ehemals Gleichgesinnte mir einzureden versuchten, Putin sei der Verteidiger christlichen Tradition. Professor Engels hat recht: Es ist grundsätzlich verfehlt, den russischen Konservatismus mit seinem westlichen Pendant gleichzustellen oder die Auswirkungen von Putins Agressivität zu unterschätzen.

Prof. Dr. Paul Gottfried, 

Chefredakteur von „Chronicles“, USA