© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 16/22 / 15. April 2022

Nachwehen der Flutkatastrophe 2021
Sorgen um die Imagepflege
Karsten Mark

Die Szenen gleichen sich: Da stehen in drei Tagen Abstand zwei ehemalige Landesministerinnen vor den Mikrofonen und teilen eine große Sorge: daß ihr „Bild“ in der Öffentlichkeit Schaden genommen hat. „In Wirklichkeit“ sei sie nicht so, wie es nun scheine, beteuert Ursula Heinen-Esser (CDU) aus Nordrhein-Westfalen. Ihre ehemalige Amtskollegin aus Rheinland-Pfalz, die zurückgetretene Bundesfamilienministerin Anne Spiegel (Grüne), breitet gar in mental desolater Verfassung ihr halbes Privatleben aus, um sich zu erklären. Für Beobachter außerhalb der Politik-Blase ist das kaum vermittelbar. Schließlich geht es um den Umgang mit einer der größten Naturkatastrophen der Bundesrepublik. 

Sowohl Heinen-Esser als auch Spiegel haben sich als zuständige Ministerinnen für Hochwasserschutz im Juli 2021 am Ort der Katastrophe sehen lassen – vor allem um ihr Image zu pflegen. Den Urlaub wollten sich beide nicht verderben lassen. Die eine, Heinen-Esser, steigt schon am nächsten Tag wieder in den Flieger nach Mallorca, die andere, Spiegel, immerhin erst einige Zeit später, dafür aber für unglaubliche vier Wochen! Sie haben nicht nur ihr eigenes Bild ramponiert, sondern auch die Glaubwürdigkeit der Regierungen, der sie angehören. Für NRW gilt das ganz besonders. Dort haben neben Heinen-Esser noch zwei weitere Minister sowie eine Staatssekretärin, allesamt CDU-Politiker, eine Party gefeiert, während zu Hause Scharen freiwilliger Helfer auf ihren Urlaub verzichteten. Für CDU-Ministerpräsident Hendrik Wüst kommt die „Mallorca-Affäre“ knapp fünf Wochen vor der Landtagswahl zur Unzeit.