© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 16/22 / 15. April 2022

Aufgeschnappt
Fastenbrechen in der zweiten Halbzeit
Matthias Bäkermann

Am Mittwoch, dem 6. April 2022, ging um 19.54 Uhr die Sonne unter. Das wäre eigentlich kaum berichtenswert, hätte es nicht während der zweiten Halbzeit des Bundesliganachholspiels zwischen FC Augsburg und FSV Mainz 05 eine kultursensible Premiere gegeben. Denn Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck hat erstmals ein Fußballspiel wegen religiöser Belange unterbrochen. Auf Wunsch des Mainzer Innenverteidigers Moussa Niakhaté berücksichtigte der Unparteiische den Moment des Fastenbrechens bei Sonnenuntergang, um dem Franzosen eine Trinkpause zu gestatten, die ihm als strenggläubigem Moslem tagsüber während des jetzigen Ramadan nicht gestattet sei. „Hätte der Schiedsrichter meine Anfrage verneint, dann hätte ich mich damit abgefunden“, erklärt Niakhaté gegenüber der Bild-Zeitung. Im Deutschlandfunk lobte Aiman Mazyek vom Zentralrat der Muslime die Regelung. Obwohl eigentlich für Leistungssportler Ausnahmen im Ramadan gelten, habe man schon länger über eine offizielle Regelung sinniert. Nach dieser von allen Fußball-Offiziellen gelobten Aktion werde aber künftig kaum mehr ein Schiri den Wunsch nach einer Pause für das Fastenbrechen ausschlagen, so die Hoffnung.