© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 16/22 / 15. April 2022

Ein Ratschlag zur Reform der GEZ-Medien
Es soll demokratischer aussehen
(dg)

Die „Tagesschau“ wird jeden Tag vom NDR-Studio am Hamburger Hugh-Greene-Weg ausgestrahlt. Dieser ist nach jenem britischen Besatzungsoffizier benannt, der 1946 Gründungsintendant des Nordwestdeutschen Rundfunks und anschließend Generaldirektor der BBC war. Der 1949 entstandenen Bonner Republik habe, so lobt der Journalist Olaf Steenfadt, Greenes Neuschöpfung „ein ganz konkretes Verständnis von gemeinwohlorientierten Medien“ mitgegeben, das noch heute „in der DNA unseres Landes“ lebendig sei – im Gegensatz zur angloamerikanischen Wiege dieses öffentlich-rechtlichen Systems. Denn in Großbritannien künde ein „populistischer Furor“ vom nahen Ende der „guten alten Tante BBC“, und in den USA sei angesichts des grassierenden Zeitungssterbens eine „hilflos-händeringende Debatte“ darüber im Gange, ob eventuell Steuermittel zur Stärkung von „Qualitätsmedien“ fließen sollten, um die durch „Desinformation“ verursachte gesellschaftliche Polarisierung zu stoppen. Ungläubig schauten die einstigen Nachhilfelehrer in Sachen Demokratie daher auf das so stabil scheinende Gefüge „unseres unabhängigen Rundfunks“. Doch der Schein trüge. „Unser Volk altert“, homogene Milieus lösen sich auf, der politische Rückhalt schwinde, die digitale Zeitenwende führe zu einem Bedeutungsverlust der GEZ-Medien. Entwicklungen, denen Steenfadt mit der Behebung des „Demokratiedefizits“ beikommen möchte. Das heißt für den Ex-ARD- und ZDF-Mann nicht etwa, den parteipolitischen Einfluß zu begrenzen, sondern nur, ihn neu zu kanalisieren, von den Landesregierungen fort, hin zu den Landesparlamenten (Neue Gesellschaft/Frankfurter Hefte,1-2/2022). 


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