© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 16/22 / 15. April 2022

Thalers Streifzüge
Thorsten Thaler

Wissen Sie, wer oder was „Sinti*zze“ und „Rom*nja“ sind? Wenn nicht, erklärt es Ihnen Funk, das Online-Angebot von ARD und ZDF für Jugendliche und junge Erwachsene. Weil die Bezeichnung „Sinti und Roma“ nur deren männliche Angehörige umfasse, seien die eingangs genannten Begriffe die korrekte Gendersprache. Damit wäre das also auch geklärt, vielen Dank. Ärgerlich nur, daß wir alle für unter anderem solchen Schwachsinn 18,36 Euro Rundfunkzwangsgebühren pro Monat berappen müssen.


Lesefundstück: „Der Mensch, der keine Zeit hat – und das ist eines unserer Kennzeichen –, kann schwerlich Glück haben. Notwendig verschließen sich ihm große Quellen und Mächte wie die der Muße, des Glaubens, der Schönheit in Kunst und Natur. Damit entgeht ihm die Krönung, der Segen der Arbeit, der in Nicht-Arbeit, und die Ergänzung, der Sinn des Wissens, der im Nicht-Wissen liegt. Das wird im Absinken dessen, was wir Kultur nennen, unmittelbar anschaulich“ (Ernst Jünger in: „An der Zeitmauer“, 1959).

Die Komödie „Weil wir Champions sind“ handelt von der Inklusion geistig behinderter Menschen.

Filmtip: „Weil wir Champions sind“, seit voriger Woche auf RTL+ zu streamen. Die Komödie von Regisseur Christoph Schnee handelt von der Inklusion geistig Behinderter, und zwar wohltuend nicht mit dem pädagogisch erhobenen Zeigefinger. Wotan Wilke Möhring spielt einen notorisch schlechtgelaunten, aber erfolgsverwöhnten Bundesliga-Basketballtrainer, der seinen Job verliert. Nach einer Alkoholfahrt, bei der er auch noch ein Polizeiauto rammt, verurteilt eine Richterin ihn zu Sozialstunden. Er soll ein Basketballteam mit Menschen mit „intellektuellen Einschränkungen“ betreuen. Diese geistig behinderten jungen Männer (später kommt auch noch ein Mädchen dazu) stehen allesamt erstmals vor einer Kamera. Die Schauspiel-Neulinge wurden monatelang in rund 250 Sichtungen in Behindertenwerkstätten, -sportvereinen und Inklusionstheatern gecastet. Die weitere Handlung des Films ist zwar ein wenig vorhersehbar, aber die warmherzige Inszenierung, der Dialogwitz und die Situationskomik, vor allem aber die Spielfreude der kognitiv beeinträchtigten Darsteller machen ihn zu einem Vergnügen. Das Drehbuch von Oliver Philipp und Andreas Fuhrmann basiert auf dem spanischen Kinofilm „Campeones“ (dt. „Wir sind Champions“, 2018). Im Free-TV ist der Film übrigens am 25. Mai dieses Jahres um 20.15 Uhr bei Vox zu sehen.


Lektüretip: „Dark Rome. Das geheime Leben der Römer“ von Michael Sommer (C.H. Beck, 288 Seiten, gebunden, 23 Euro). Der Professor für Alte Geschichte an der Universität Oldenburg wirft darin aus der Schlüssellochperspektive einen faszinierenden Blick in die verborgen-verbotenen Welten im Untergrund und hinter die Mauern und Portale im alten Rom. Es geht um allerlei Morde, politische Verschwörungen, Korruption, Erpressung, Drogenkonsum, Bandenkriminalität, sexuelle Abgründe, diverse Kult- und Mysterienhandlungen. Sehr lesenswert mit dem Fazit: Alles schon immer dagewesen.