© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 16/22 / 15. April 2022

Leserbriefe

Zur Rubrik: „Historisches Kalenderblatt“, JF 15/22

200 Jahre aus nächster Distanz

Als Bezieher Ihrer Zeitung, Fels in der Brandung des linksgrünen Mainstreams, muß ich neben der politischen Berichterstattung auch die historischen Teile loben: Nie habe ich so viel gelernt, was andernorts kaum erwähnt wird, aktuell das Massaker von Chios 1822. Ja, auch vor 200 Jahren hat der Mensch schon seine Fratze entblößt! Und ich, der als Windsurfer in Alacati/Cesme seinen Spaß hatte, bin gerade in der jetzigen Lage entsetzt ob des Grauens, das sich auf dem von dort aus sichtbaren Chios zugetragen hat. Ohne Sie hätte ich wahrscheinlich nie davon erfahren, danke dafür!

Ronald Höntze, Berlin






Zum Schwerpunktthema: „ʻEs muß eine Lösung herʼ“, JF 14/22

Kein ernstzunehmender Kritiker

Konnte die JF in einer Zeit massiver politischer Umwälzungen – der russische Außenminister Lawrow spricht angesichts des Ukraine-Kriegs neuerdings vom Beginn einer neuen Weltordnung – keinen kompetenteren Interviewpartner gewinnen als diesen selbstverliebten und aufmerksamkeitsheischenden Hemdenproduzenten? Damit dieser Kalendersprüche wie „zum Streiten gehören immer zwei“ zum Besten gibt? Zu Angriffskriegen wie zu allen anderen Verbrechen reicht leider in der Regel immer nur einer, nämlich der Angreifer. In einer Zeitung für ernsthafte politische Debatten wurde dem Windschattensegler Wolfgang Grupp umfangreich Gehör gegeben, der stolz von sich behauptet, fast jede Partei schon mal gewählt zu haben oder wählen zu wollen und im übrigen bei Problemen populistisch darauf verweist, „der Staat“ (wen oder was immer er auch damit meinen mag) habe sich um optimale Rahmenbedingungen für sein Textilunternehmen zu kümmern. So wie Anfang 2020, als er als Trittbrettfahrer der von Politikern geschürten Masken-Hysterie seine Produktion auf „Alltagsmasken“ umstellte, um sich ein staatlicherseits auf dem Silbertablett serviertes Millionengeschäftchen nicht entgehen zu lassen – Stoffmasken, von denen damals schon jeder, der ein bißchen nachdachte, eigentlich hätte wissen müssen, daß sie völlig nutzlos gegen die Infektionsverbreitung waren. Nach ein paar Wochen endete der Spuk. Plötzlich waren nur noch Einweg-„FFP2“- und OP-Masken erlaubt, und Millionen edler „Alltagsmasken“ wanderten in den Restmüll. 

Wäre Grupp nicht seinem „grünen Landesvater“ und dessen Klima-Geschwätz auf den Leim gegangen, sondern hätte sich in seinen vielen Talkshowauftritten dafür eingesetzt, daß Deutschland auf eigene sichere Energieträger wie zum Beispiel Kernkraft oder heimische Braun- und Steinkohle setzt, um sich energiepolitisch nicht in babylonische Gefangenschaft orientalischer Despoten wie Putin zu begeben, könnte ich ihn jetzt ernster nehmen.

Dr. Jürgen Ptucha, Gotha






Zu: „Es ergibt keinen Sinn“ von Mathias Pellack, JF 14/22

Kein einziges Argument überzeugt

Eine Corona-Impfpflicht ist medizinisch und juristisch nicht haltbar, denn ihre Verfassungswidrigkeit ergibt sich wie folgt: Sie ist nicht geeignet, die Ansteckung zu reduzieren, da die Impfstoffe unter Omikron keinen Fremdschutz bieten. Der Selbstschutz unter Omikron (etwa gegen C-Hospitalisierung) ist gegenüber Ungeimpften nur noch gering, wäre aber juristisch nicht relevant, da unser Grundgesetz die Selbstbestimmung gewährt. Sonst müßte der Staat jede Selbstgefährdung verbieten (etwa Zwang zur Einnahme von Blutdrucksenkern, Verbot von gefährlichen Sportarten, Rauchen etc.). Eine Corona-Impfpflicht würde Bürger, die eine komplexe Risikoabwägung mit dem Arzt ihres Vertrauens vornehmen sollten, zu Objekten staatlichen Handelns machen, was gegen die Menschenwürde verstößt. Eine Impfpflicht ist auch daher nicht erforderlich, da unter den milderen Verläufen bei Omikron keine Überlastung des Gesundheitssystems droht. Angemessen ist sie ebenfalls nicht. So wissen wir aus europäischen Daten, daß das Risiko einer schweren Nebenwirkung einer einzelnen Dosis Covid-Impfstoffs gegenüber der Grippeschutzimpfung um einen Faktor 20 erhöht ist; dazu kommt das Risiko einer mehrfachen Injektion, die zu einer Übersättigung des Immunsystems führen kann. Weiterhin haben Patientenabrechnungsdaten der BKK ergeben, daß beim PEI eine erhebliche Untererfassung von Nebenwirkungen vorliegt. Außerdem stehen die Covid-Impfungen im begründeten Verdacht, Ursache zu sein für die starke Zunahme unerwarteter Todesfälle im Jahr 2021 bis in die jungen Altersgruppen hinein, auch wenn ein zeitlicher Zusammenhang mit der Impfung zunächst nur eine Korrelation und noch keine wasserdichte Kausalität darstellt. 

Eine bedingte Zulassung bedeutet unzureichende Sicherheitsstudien, etwa mögliche Genotoxizität von Nano-Lipiden oder Gefahr von ADE (falsche Antikörper können Erkrankung verschlimmern). Insofern stellt eine Covid-Impfung ein medizinisches Experiment dar, dessen Teilnahme Freiwilligkeit erfordert (Nürnberger Kodex). Es ist zudem nicht bekannt, welche Impfstoffe im Herbst gegen welche Varianten wirken sollen, so daß ein Impfpflicht-Gesetz auf Vorrat hier nicht weiterhilft. Bereits aus diesen Informationen, welche in den jüngsten Gesetzentwürfen ignoriert oder gar geleugnet worden waren, ergibt sich keine Verhältnismäßigkeit, die eine Zwangsmaßnahme wie eine Impfpflicht rechtfertigen würde. Die höchstrichterliche, wirklich neutrale Rechtsprechung müßte ein solches Gesetz ohnehin wieder einkassieren. Kurz: Man bräuchte einen hochsicheren (unbedenklichen) Impfstoff, der auch sterile Immunität erzeugt. Dann überhaupt könnte man über eine Impfpflicht nachdenken.

Dipl.-Ing. Thomas Motz, Obertraubling






Zu: „Wenn Wünsche auf Realität treffen“ von Florian Werner, JF 14/22

Im Plural schaffen wir alles

„Wir sind gescheitert“, sagt Frank-Walter Steinmeier. „Wir haben Fehler gemacht“, so ist es allenthalben von Politikerinnen und Politikern zu hören. Das Wir feiert inflationäre Rekorde. Ich finde das nicht gut und richtig, weil viele Bürger und ich vieles haben kommen sehen. Warnungen wurden aber ignoriert, und die Bürger sollen nicht gehört werden, sei es bei der Flüchtlingskrise 2015, bei der „Integration“, bei Putin, in Fragen der Bildung, beim Umgang mit Corona in Deutschland, bei der Kritik an den Öffentlich-Rechtlichen, in Fragen der Bundeswehr und vieles mehr. Die meisten Wirlinge müßten „ich“ sagen.

Dipl.-Päd. Chris Dasch, Otterstadt






Zu: „Indoktrinierung mit der Maus“ von Eric Steinberg, JF 14/22

Queeren Sand in die Augen gestreut

Als treuer JF-Leser kam ich um den Artikel, der sich auf die Sendung mit der Maus mit dem Thema Transgender beschäftigt, nicht herum. Auch mich als Vater zweier Söhne treibt diese Gefahr aus den Medien und letztendlich dem Bildungswesen um. Zwar sind meine Kinder erst vier und zwei Jahre alt, jedoch wird die linke ideologische Gehirnwäsche auch schon an ihnen vollzogen. So bereits genau eine Woche nach dem Eklat mit der Sendung mit der Maus. Beim Sandmännchen vom 3. April 2022 durften die Kinder den Gedanken eines kleinen Jungen namens Lennart folgen, der eine schöne Frau grüßte, worauf „sie“ mit tiefer, männlicher Stimme erwiderte. Anschließend stellt sich ein Schwein vor, das der festen Überzeugung ist, eine Katze zu sein. Natürlich ist Lennart auch dessen Meinung und spielt das Spiel mit. So unterschwellig die Botschaft auch sein mag, so offensichtlich ist es allerdings, wie boshaft man schon versucht, die Kleinsten auf diesen Kurs zu bringen.

Christoph Lichter, Merxheim






Zu: „Ins Stammbuch geschrieben“ von Martin Louis Schmidt, JF 14/22

Rechter Zeitpunkt, um Abbitte zu leisten

Die Rechte ist angesichts des Ukraine-Krieges gespalten. Die notorischen Putin-Versteher in der AfD und auch in Ihrer Zeitung sollten mal neu nachdenken und Abbitte leisten. Die Ukrainer kämpfen einen heroischen Kampf gegen ein von Eroberungswillen gestriebenes Rußland. Und, kaum zu glauben, die Spitzen der AfD-Fraktion im Bundestag empfehlen der Ukraine zu kapitulieren (siehe Rede von Gottfried Curio im Bundestag). Es sei der AfD ins Stammbuch geschrieben: Wer das Recht anderer Völker auf Souveränität und Eigenständigkeit kleinredet oder kleinschreibt, der hat seinen Wertekompaß verloren. Der gerät ins Abseits und in bedeutungslose Randständigkeit. Es ist zu wünschen, daß Autor Martin L. Schmidt in der AfD nicht allein gelassen wird.

Bernhard Holzwarth, Fulda




Putin fürchtet nicht Nato, aber Demokratie

Putin propagierte in seiner Rede vom 22. Februar 2022 die Ukraine quasi als Eigentum Rußlands  und sprach von Freunden, Kameraden sowie Verwandten, die ihm am Herzen liegen. Statt friedlich mit ihnen zusammenzuleben, überfällt er sie und richtet ein Blutbad an. So erleben wir jetzt: „Bist du nicht willig dazu, so brauche ich Gewalt“. Putins Vorwand, die Nato hätte sich in Richtung russische Grenze ausgeweitet, ist so konstruiert wie falsch. Die Nato war zu keiner Zeit eine Bedrohung für Rußland (dies zur Kenntnis den „politischen Experten“, die noch nie einen Krieg erlebt haben und meinen, jetzt im Fahrwasser Putins zu paddeln). 

Tatsächlich sind es die Befürchtungen Putins, daß sich in seinem Reich demokratische Bestrebungen bilden, wie sie bereits im Osten stattgefunden haben. Keinesfalls wollten die Ukrainer eine Rückkehr zum russischen Imperialismus, denn sie wünschten sich Freiheit und Demokratie, und in Gemeinschaft mit anderen souveränen Staaten zu leben. So benutzte Putin die Schwäche des Westens und die zögerliche Haltung Deutschlands für seine Zwecke und Ziele skrupellos aus, um die Ukraine zu überfallen. Dem Westen ist vorzuwerfen, daß er die Ukraine dem „russischen Bären“ militärisch ausgeliefert hat. Frankreichs Präsident und der Bundeskanzler haben sich in Moskau von Putin offenbar einlullen lassen. Ich habe den Krieg 1939/45 erlebt; Putins Kriegslüsternheit erschließt sich mir nicht, wo doch sein Land viel Leid und Opfer ertragen mußte.

Erhard Heinrich, Wetzlar






Zu: „Keiner besitzt die Wahrheit“ von Erich Weede, JF 14/22

Hundertprozentig wechselhaft

Mit großem Interesse studierte ich diesen Beitrag, wobei mir aus meiner Seminararbeit (Geschichte der Pädagogik) das beeindruckende Werk von Dietrich Schwanitz „Bildung. Alles, was man wissen muß“ von 1999 wieder in den Sinn kam. Auf Seite 502 verwies er dort unter der Überschrift „Fortschritt der Wissenschaften“ auf den Wissenschaftstheoretiker Thomas Kuhn. Dieser stellte unter anderem fest, daß die Wissenschaften einen ziemlichen Mumpitz produzieren und sich ihr Fortschritt nicht in einer stetigen Anhäufung von Wahrheiten, sondern aus einer Serie von Legislaturperioden mit wilden Wahlkämpfen und wechselnden Regierungen bestehe. Für die Pädagogik, auch wenn sie sich seit Jahrzehnten Erziehungswissenschaft nennt, trifft dieses Urteil nach meiner Beobachtung fast zu 100 Prozent zu.

Dipl.-Päd. Joachim Jänsch, Wald-Michelbach






Zu: „Ich warne, die Russen zu unterschätzen“, im Gespräch mit Joachim Wundrak, JF 13/22

Putins eigentliche Waffe ist die Angst

Danke für das aufschlußreiche Interview mit General Wundrak, so etwas ist anderenorts nicht zu lesen! Leider ist der General a.D. in bezug auf die sogenannten Hyperschallwaffen nicht auf dem aktuellen Stand. Der Energieaufwand für einen Flug zum Beispiel mit Mach 10 durch die Atmosphäre erfordert einen immensen Energieaufwand, der beim Kurvenfliegen nochmal ansteigt. Diese Kurve wird einen Radius von weit über 150 Kilometern haben. Der war bei dem Mach 3 schnellen Flugzeug SR71 bei Höchstgeschwindigkeit schon über 70 Meilen. Somit hält sich die Lenkbarkeit in Grenzen. Das nächste Problem ist die Erwärmung der Hülle eines so schnellen Flugkörpers, die betrug bei der SR71 stellenweise schon über 500 Grad C. Und genau das ist der Schwachpunkt dieser Waffe. Die Wärmeabstahlung kann leicht von Infrarotsensoren aus dem Weltraum erfaßt werden und so zur Einleitung von Gegenmaßnahmen verwendet werden. 

Das alles läßt vermuten, daß Putins Prahlerei mit diesen Waffen zum großen Teil Propaganda und Angstmache ist. Da paßt ins Bild, daß das vermeintlich getroffene Waffenlager der Ukraine in Wirklichkeit ein Bauernhof war. Angst ist eine mächtige Waffe, das nutzt Putin. Aber nur solange der Gegner sich Angst machen läßt!

Walter Hofmann, Peenehagen






Zu: „Hartes Training und kein Honigschlecken“ von Josef Hämmerling, JF 14/22

Fair und sachkundig

Ich leite seit fast 40 Jahren die Kieler Kampfsportschule „Yawara“, in der auch Wrestling unterrichtet und regelmäßig Shows veranstaltet werden. Einen so fairen und sachkundigen Artikel in „meiner“ Zeitung zu lesen, hat uns alle sehr gefreut. Herzlichen Dank dafür. Lediglich das Erscheinungsbild der beiden Wrestler im Foto entspricht nicht dem der meisten Kämpfer.

Klaus Härtel, Kiel