© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 16/22 / 15. April 2022

Kabinenklatsch
Spitzenläufer
Ronald Berthold

Der Berliner Halbmarathon ist immer ein Event. Ich bin ihn auch schon gelaufen, und es motiviert, wenn das Publikum jeden Läufer anfeuert, wenn man durch das Brandenburger Tor läuft und am Ende eine Medaille bekommt. All die Entbehrungen, die das Training bedeuten, sind dann vergessen. Es ist Breitensport von seiner besten Sorte. Dieses Jahr ruhten meine Augen auf unserem Chef, der am Abend vorher sogar noch für viele Stunden zu meiner Geburtstagsparty kam. Heldenhaft!

Aus dem Blick geraten dann die Spitzenläufer, deren Zeiten und der Leistungssport. Einer sorgte dabei besonders für Aufsehen, weil ihn kaum jemand kannte. Johannes Motschmann kam als bester Deutscher ins Ziel. Der Nachname sagte mir etwas, weil der Vater wiederum ein guter Freund unseres stellvertretenden Chefredakteurs ist. Aber als Läufer hatte ich noch nichts von ihm gehört. Auch die Fachwelt staunt, und hat den bisher relativ Unbekannten nun auf dem Zettel.

Am übernächsten Sonntag wird Motschmann beim Hamburg-Marathon darum kämpfen, sich für die Weltmeisterschaft im Juli in den USA zu qualifizieren. Die geforderte Zeit sind 2:11:30 Stunden. Für einen Anfänger, der sein Training selbst steuert, ist das kaum zu schaffen. Denn vor 16 Monaten ist der 27jährige Magdeburger, der für Berlin startet, diese Strecke zum ersten Mal gelaufen. Beim Wien-Marathon blieb er unter 2:15 Stunden. Zehn Monate später in Rotterdam verbesserte sich Motschmann um fast zweieinhalb Minuten – nur noch 48 Sekunden von der Quali-Zeit entfernt. Da geht noch mehr! Ich drücke die Daumen und werde demnächst nicht nur meine Freunde, sondern auch die Spitzengruppe beobachten.