© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 17/22 / 22. April 2022

„Killervariante“ und Lauterbach-Attentat
Vorsicht vor Verlierern
Moritz Schwarz

Was beim Thema Ukraine „Angriffskrieg“ oder „Völkermord“ (Krieg und Kriegsverbrechen klingt vielen offenbar nicht schlimm genug), ist bei Corona „Killervariante“: Haudrauf-Rhetorik zur Stimmungsmache. Das hat für Karl Lauterbach auch lange gut funktioniert, ihn gar ins Amt getragen, sich dort aber rasch verbraucht. Denn seine jüngste Warnung vor einer möglichen „absoluten Killervariante“ (infektiös wie Omikron, pathogen wie Delta) ist, dank breiten Widerspruchs von Fachleuten,  zur Warnung vor Lauterbach selbst geworden. 

Dabei ist die Frage längst nicht mehr, was der Minister von sich gibt – Lauterbach ist nicht mehr zu helfen, und er will dies auch gar nicht –, sondern wie lange Kanzler und Koalition ihm noch die Möglichkeit dazu geben. Diskutiert werden sollten künftig nicht mehr seine Vorschläge, sondern nur noch seine Abberufung. 

Zu denen allerdings, die Lauterbach noch ernst zu nehmen scheinen, gehört die 13köpfige Bande, die ihn – falls die Presseberichte stimmen – entführen sowie die Bundesregierung mit Bombenattentaten stürzen wollten, dann aber bei erster Gelegenheit den Fahndern in die Falle tappten. Zwar stehen die mutmaßlichen Terroristen nun als Trottel der Nation da, doch unterschätzen sollte man sie dennoch nicht: Denn für Terror braucht es keine Profis à la RAF. Es reichen Spinner und Verlierer – wie in Halle, Hanau, Lübcke- oder der Corona-Tankstellenmord zeigen: Allesamt nicht verübt von Revolutionären, sondern psychisch Depravierten.