© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 17/22 / 22. April 2022

Elon Musk kauft Twitter-Aktien
Ausgezwitschert
Mathias Pellack

Aufblähungen sind derzeit im Trend. Die EZB inflationiert den Geldbestand. Twitter jagt seine Aktie in neue Höhen. Und der Tausendsassa, Milliardär und Tesla-Gründer Elon Musk streckt sich und reckt sich, um seine Marktmacht und Bekanntheit zu vergrößern.

Zuerst schien er nur Einfluß auf die öffentlichen Meinungen in dem sozialen Netzwerk mit dem kleinen Zwitschervögelchen Twitter nehmen zu wollen, stilisierte sich dann zu einem Verteidiger der Meinungsfreiheit und will jetzt ganz Twitter besitzen – oder zumindest eine Mehrheit an Aktien.

Dabei muß man wissen: Twitter ist besonders beliebt unter Journalisten und anderen Medienmachern. Was heute bei Twitter steht, steht morgen in der Zeitung. Und wer also die Macht über die Algorithmen und die Firmenpolitik hat, kann viel Einfluß auf das ausüben, was geschrieben, gesagt und gedacht wird.

Musks Übernahme von knapp zehn Prozent der Anteile steigerte den Wert der Aktie quasi über Nacht von 36 auf 48 Euro pro Brief. Sofort war der Südafrikaner wieder das Gesprächsthema der Stunde. Vergessen war in dem Zuge seine Niederlage vor Gericht, bei der der SpaceX-Gründer bestätigt bekam, daß einer seiner Tweets 2018 „falsch und irreführend“ gewesen sei, und er so „leichtfertig und in vollem Bewußtsein“ falsche Tatsachen verbreitet habe. In diesem Tweet hatte Musk behauptet, daß er die Finanzierung „gesichert“ habe, um Tesla bei einem Kurs von 420 Dollar je Aktie von der Börse zu nehmen – sprich zu verkaufen. Anderen Aktionären, denen durch die geschürten Erwartungen Verluste entstanden sind, hatten geklagt. Jetzt sollen sich Anwälte Tweets von ihm, die sich direkt auf das Geschäft des Autobauers beziehen, erst ansehen und genehmigen. Der in Kalifornien wohnende Musk beteuert heute, daß sein Tweet der Wahrheit entsprach, da damals tatsächlich Gespräche mit einem saudischen Staatsfonds im Gange gewesen seien. 

Wie die Dinge nun wirklich standen, müssen noch weitere Gerichte klären, denn der reichste Mensch der Welt hat Berufung eingelegt. In der Zwischenzeit darf sich die Zwitschergemeinde weiter die Pläne oder Ideen von „Imperator Elon“ gegenseitig von den Dächern zuzwitschern. Ob das dann stimmt oder nicht, ist eigentlich gar nicht mehr relevant, oder?