© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 17/22 / 22. April 2022

Zeitschriftenkritik: Schiff Classic
Von Kriegsschiffen und Admiralen
Werner Olles

In der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Schiff Classic (3/2022-April/Mai) beschreibt Herausgeber und Chefredakteur Guntram Schulze-Wegener die Geschichte des Panzerschiffs „A“, eines Kreuzers der Reichsmarine, dessen Bau der Reichstag 1928 genehmigt hatte. Admiral Erich Raeder wurde Chef der Heeresleitung, und die Reichsmarine formulierte erstmals „Kriegsaufgaben“: Küstenschutz, Abwehr von Landungen, Behaupten der Seeherrschaft in der Ostsee, Erhalt der Seeverbindungen mit Ostpreußen sowie Schutz von Überseetransporten. Für die nach dem Versailler Vertrag begrenzte Flotte waren das anspruchsvolle Ziele, da die von den Siegermächten geduldeten Kreuzer überaltert waren und die alliierte Kontrollkommission alle Aktivitäten der Marineführung einhegte. Zwar flogen die geheimen Rüstungen der Seetransport-Abteilung durch die Presse auf, und Reichswehrminister Groener ließ die Marineleitung wissen, daß ihre Eigenmächtigkeiten ein Ende hätten. Die machte jedoch aus ihren Ambitionen keinen Hehl, denn ein solcher Kreuzer war geeignet, auf Augenhöhe im Kreis der Seemächte mitzuspielen. 

Admiral Raeder überzeugte Reichskanzler Brüning schließlich vom militärischen und politischen Wert dieser Schiffe. Am 19. Mai 1931 lief das Panzerschiff „A“ vom Stapel. Während des Spanischen Bürgerkriegs absolvierte es sechs Einsätze, beim vierten im Mai/Juni 1937 kam es zu einem Angriff rot-spanischer Flugzeuge auf das vor Ibiza liegende Schiff, bei dem 31 Seeleute getötet und 75 verwundet wurden. Später erhielt das Panzerschiff den neuen Namen „Lützow“ und blieb trotz aller Beschädigungen als einzige der großen Einheiten der Kriegsmarine bis Kriegsende erhalten.

Der Beitrag „Admiral des Führers“ erzählt den Werdegang des Großadmirals Karl Dönitz, der als 19jähriger in die Kaiserliche Marine eintrat, den Niedergang der Weimarer Republik erlebte sowie den Aufstieg der Nationalsozialisten. Bei Kriegsbeginn gab Dönitz eine neue strategische Richtung vor, indem er den Schwerpunkt auf den Handelskrieg mit U-Booten legte. Etwa 26.000 U-Boot-Männer von 41.000 kehrten von den Feindfahrten nicht zurück, 781 U-Boote gingen verloren. Im Nürnberger Prozeß wurde Dönitz als testamentarisch verfügter Nachfolger Hitlers als Oberbefehlshaber der Wehrmacht und Reichspräsident zu zehn Jahren Haft verurteilt, die er vollständig verbüßte. Nach seiner Entlassung führte er ein Dasein im Schatten seiner übermächtigen Vergangenheit, die ihn nicht losließ.

Weitere Beiträge befassen sich mit der Royal Navy im Falkland-Krieg, der „CSS Alabama“, dem erfolgreichsten Kaperschiff der US-Geschichte, und „Seemanns-Tätowierungen als Sehnsucht und Symbolik“.

Kontakt: Schiff Classic, Infanteriestraße 11a, 80797 München. Das Einzelheft kostet 9,50 Euro, ein Jahresabo 72 Euro.  www.schiffclassic.de