© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 17/22 / 22. April 2022

Filmkritik Zelle R 17
Revolte im Gefängnis
Werner Olles

Jules Dassins Film noir „Zelle R 17“ („Brute Force“, USA 1947) behandelt die Probleme des US-amerikanischen Strafvollzugs. Doch so sehr gerade dieser Film in seiner inszenatorischen Gestaltung an die „Schwarze Serie“ erinnert, so sehr weicht er in seinen Intentionen von ihr ab. Schrecken, Bedrohung und Terror werden hier aus dem Kontext der Nachkriegssituation herausgearbeitet. Schon daher mußte ein Film wie „Zelle R 17“ provokant wirken, zumal durch die Einbettung in eine Thrillerhandlung eine eher emotionale als kriminalistische Anteilnahme bei den Zuschauern geweckt wurde.

An einem trüben Morgen sehen vier Zelleninsassen in der Haftanstalt Westgate, daß ihr Zellengenosse Joe Collins (Burt Lancaster) aus der Isolationshaft kommt. Während der sadistische Oberaufseher Captain Munsey (Hume Cronyn) mit brutalen Mitteln versucht, die Disziplin unter den Gefangenen aufrechtzuerhalten, plant Joe einen Ausbruch. Sein Anwalt berichtet ihm bei einem Besuch, daß Joes Frau Ruth (Ann Blyth) sich erst einer lebensnotwendigen Operation unterziehen würde, wenn Joe bei ihr wäre. Indessen töten die Gefangenen ihren Mithäftling Wilson, der als Munseys Spitzel agierte und Joes Isolationshaft verschuldete. Joe ersucht den Häftling Galla-gher (Charles Bickford) um Hilfe bei einem Ausbruch, doch dieser lehnt zunächst ab. Als ein Freund Gallaghers durch Munseys Schikanen in den Selbstmord getrieben wird, ist er bereit, gemeinsam mit Joe einen Plan auszuarbeiten: Sie wollen einen Wachturm stürmen und dadurch die Kontrolle an sich reißen Doch ihr Plan wird verraten …

„Zelle R 17“ entstand nach einer Erzählung von Robert Patterson. Die in Schwarzweiß gehaltenen drastischen Bilder des preisgekrönten Kameramanns William Daniels („Stadt ohne Maske“), die in einem gnadenlosen Showdown enden, faszinieren durch ihre Intensität und visuelle Dichte. Das Drehbuch von Richard Brooks („Die Saat der Gewalt“) erzählt ein hartes und düsteres Gefängnisdrama, das einen bis zum Schluß nicht losläßt. Die expliziten Gewaltdarstellungen führten zu Auseinandersetzungen zwischen der Produktionsfirma und der US-Zensurbehörde. Die Darstellerriege von Burt Lancaster und Charles Bickford bis zu den Nebendarstellern Yvonne De Carlo, Ann Blyth und Howard Duff machen dieses Hollywood-Kino der vierziger Jahre zu einem packenden Erlebnis.

DVD: Zelle R 17. Pidax Film-Klassiker 2022, Laufzeit etwa 94 Minuten