© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 17/22 / 22. April 2022

Politikwechsel der jüdischen US-Lobby im Schatten des Holocaust
Vorrang für Bürgerrechte
(ob)

Im Kontext von Ernst Noltes „Europäischem Bürgerkrieg“ konnte 1989 sogar die quellensatte Monographie von Leon Weliczker Wells über „Die amerikanischen Zionisten und der Holocaust“ in deutscher Übersetzung erscheinen. Anhand von ihm ausgewerteter Sitzungsprotokolle macht der Verfasser, selbst dem Völkermord knapp entronnen, dem American Jewish Congress (AJC) den Vorwurf, seinen Einfluß auf das Weiße Haus weniger zur Rettung osteuropäischer Juden als zur Vorbereitung der Staatsgründung Israels genutzt zu haben. In den USA köchelt seitdem diese Kontroverse vor sich hin. Bundesdeutsche Historiker fühlen sich jedoch bei diesem Thema bis heute unzuständig. Auch David Jünger (Rostock) streift es in seiner Studie über den 1937 mit AJC-Hilfe in die USA emigrierten Zionisten Joachim Prinz zwar nur, bietet aber eine plausible Hypothese für die Zurückhaltung in Sachen Holocaust (Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, 1/2022). Die wichtigsten AJC-Führer hätten ihre Organisation in den 1940ern auf den Kampf für allgemeine Bürgerrechte in den USA ausgerichtet. Für Prinz, 1958 mit dem Credo „Assimilation bei voller Bewahrung jüdischer Identität“ zum AJC-Präsidenten gewählt, führte dieser Weg zur Auflösung aller kulturellen, religiösen und ethnischen Unterschiede. 


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