© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 17/22 / 22. April 2022

Meldungen

Awaren stammen aus der mongolischen Steppe

CAMBRIDGE. Das Reitervolk der Awaren tauchte um 567 aus den Steppen des Ostens kommend in der Pannonischen Tiefebene auf und herrschte rund zwei Jahrhunderte lang über weite Gebiete der heutigen Staaten Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Slowakei, Österreich, Kroatien und Serbien. Desgleichen hätten die Awaren auch fast das Byzantinische Reich zu Fall gebracht, bis die Franken sie schließlich zwischen 788 und 803 vernichtend schlugen. Dabei blieb stets unklar, woher die Eroberer genau stammten: aus Zentralasien oder dem Übergangsbereich zwischen Europa und Asien? Jetzt allerdings konnten Johannes Krause vom Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie in Leipzig und dessen Kollegen nach DNA-Analysen der Überreste von 66 Angehörigen der awarischen Elite aus Gräbern in ganz Südosteuropa die Antwort auf diese Frage finden: Das Erbgut der Toten deutet zu rund neunzig Prozent auf einen Ursprung der Awaren in der mongolischen Steppe hin (Online-Ausgabe von Cell vom 1. April 2022). Außerdem entdeckten die Forscher zahlreiche Hinweise auf ein überaus schnelles Vordringen des Reitervolkes von Ost nach West. Möglicherweise benötigte es nur zwei Jahrzehnte für seinen Vormarsch nach Europa. (ts)

 www.cell.com





3.000 Jahre alte Berichte aus China über Polarlichter

AMSTERDAM. Starke Sonneneruptionen verursachen nicht selten ernsthafte Schäden an technischen Infrastrukturen. Insofern ist es wichtig, die langfristigen Muster in der Variabilität des „Weltraumwetters“ zu erfassen, um Sonnenstürme genauer vorhersagen zu können. Dazu gehört die Suche nach auffälligen Aktivitäten unseres Zentralgestirns in früheren Jahrhunderten, die sich im Auftreten von Polarlichtern in südlichen Regionen äußerten. Den bisher ältesten diesbezüglichen Bericht entdeckten Historiker 2019 in assyrischen Keilschrifttafeln aus dem 7. Jahrhundert v. Chr. Jetzt allerdings fand sich in den sogenannten Bambusannalen, welche die Geschichte Chinas von ihren Anfängen bis ins 4. Jahrhundert v. Chr. schildern, ein weiterer Hinweis auf ein markantes „fünffarbiges Licht“ am nördlichen Nachthimmel. Dieses Phänomen soll zum Ende der Regierungszeit des Königs Zhao aus der Zhou-Dynastie aufgetreten sein (Advances in Space Research 3/2022). Da die Herrschaft von Zhao allerdings kontrovers datiert wird, kommen sowohl die Jahre 977 als auch 957 v. Chr. in Frage. Auf jeden Fall erschien das Polarlicht über China etwa 300 Jahre früher als das, von dem die assyrischen Chronisten berichteten. (ts)

 www.sciencedirekt.com





Erste Sätze

Vor einem halben Jahrhundert, in den 1960er Jahren – jener sagenumwobenen Zeit der freien Sexualität und des freien Zugangs zu Drogen –, nahmen ernste junge Radikale die Institutionen ins Visier.

Richard Sennett: Die Kultur des neuen Kapitalismus, Berlin 2005





Historisches Kalenderblatt

26. April 1942: In seiner letzten Zusammenkunft proklamiert der von den Nationalsozialisten gleichgeschaltete Reichstag in der Berliner Kroll-Oper Reichskanzler Adolf Hitler auch formal zum Obersten Gerichtsherrn, der an „keine bestehenden Rechtsvorschriften gebunden ist“.