© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 17/22 / 22. April 2022

Frisch gepreßt

Werkzeugkasten. Er wiegt gerade mal 380 Gramm. Kein Hammer, keine Zange ist drin, aber er hat es in sich. Zum einen eine grundsätzliche Kritik am heutigen Journalismus. Sein Selbstbild von der „vierten Gewalt“ hätte nämlich nichts mit der Realität zu tun. Im Alltag würde die Presse zum Verteidiger der Mächtigen. Und zum anderen Tips, um diesem Makel abzuhelfen. Vorab: Das Buch ist ein guter Werkzeugkasten. Oberste Pflicht des Journalismus sei es, eine kritische Öffentlichkeit herzustellen. Um dieser Aufgabe gerecht zu werden, hat er sein Handwerkszeug zu beherrschen – nämlich die Recherche. Doch daran mangele es. „Recherchieren heißt aufklären“, behauptet der Autor. Also eigentlich bedeutet es: wieder aufsuchen. Doch wie findet man die Wahrheit? Da wären Quellen zu erschließen, zu prüfen, Fakten zu sammeln und wieder zu prüfen. Das ist anstrengend und desillusionierend – Recherche macht schließlich nicht selten die beste Geschichte kaputt. Und, Hand aufs Herz: Im Tagesgeschäft ist das nicht immer zu leisten. Aber es sollte angestrebt werden. Spannend wird das Buch auch für Laien dort, wo der Autor nicht an Beispielen spart, wie Recherche nicht funktionieren sollte. Zum Beispiel macht wie bei „Correctiv“ und anderen Recherchenetzwerken, die er „private Wahrheitskommissionen“ nennt. (mec)

Patrik Baab: Recherchieren. Ein Werkzeugkasten zur Kritik der herrschenden Meinung. Westend Verlag, Frankfurt am Main 2022, broschiert, 264 Seiten, 20 Euro





Gewalt gegen Christinnen. Die US-amerikanische Menschen- und Frauenrechtsexpertin Michele Clark ist Co-Autorin einer von „Kirche in Not“ herausgegebenen Broschüre über die zunehmende Gewalt an christlichen Frauen primär in islamischen Staaten. In der Dokumentation schildern Christinnen aus Pakistan, Irak, Ägypten, Syrien und Nigeria ihr grausames Schicksal, das leider in der Öffentlichkeit bislang kaum beachtet wird. Tatsächlich nehmen die Angriffe und die Gewalt jedoch ständig zu, und immer mehr Fälle werden registriert, ganz zu schweigen von der hohen Dunkelziffer, da viele junge Frauen und Mädchen sich schämen, über das Schreckliche zu berichten, was ihnen angetan wurde. Sie sind traumatisiert und nicht in der Lage, über ihre Entführung, Zwangsverheiratung und Mißbrauch offen zu sprechen. Michele Clark klagt aber auch die westlichen Feministinnen an, die beim Thema „Islam und Gewalt gegen Frauen“ in dröhnendes Schweigen verfallen und völlig verständnislos gegenüber dem großen Unrecht sind, das den rechtlosen christlichen Frauen und Mädchen durch die brutalen Übergriffe radikaler Islamisten widerfährt. (W.O.)

Michele Clark: Hört ihre Schreie. Entführung, Zwangskonversion und sexuelle Ausbeutung christlicher Frauen und Mädchen. Kirche in Not 2022, broschiert, 40 Seiten. Lorenzonistr. 62, 81545 München. Der Bezug ist kostenlos.