© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 17/22 / 22. April 2022

Umwelt
Mandate für Forscher?
Mathias Pellack

Drosten meldet sich im letzten regulären Corona-Podcast ab und reißt nochmal eine allgemein anerkannte Wahrheit ein. „Wissenschaftskommunikation“ sei ein wichtiges Thema, sagt der Virologe Christan Drosten erst unverdächtig. Der Charité-Professor hatte eine führende Rolle in der Informationsvermittlung während der Krise. Doch jetzt schlägt er vor, „Mandate“ für bestimmte wissenschaftliche Themen einzurichten. „Nicht jeder Wissenschaftler muß kommunizieren, das gäbe ein Geschnatter“, findet der Coronaviren-Experte. Deshalb fragt der Forscher: „Wer hat eigentlich das Mandat zu kommunizieren? Gibt es eigentlich einen Prozeß dazu? Soll die Wissenschaft auswählen?“ Im Moment wähle alleine der Journalismus, wer gehört werde. Die Auswahlkriterien seien „subjektiv“. Manchmal gehe es dabei nur um „bisherige Medienpräsenz“, die dann zu neuer Medienpräsenz führe, ohne daß die „wirklichen Experten“ gehört würden.

Das widerspreche den Prinzipien der Wissenschafts- und Meinungsfreiheit, findet der Journalismus-Professor.

Das sind nachvollziehbare Positionen, wenn man bedenkt, daß Drosten selbst immer wieder ein Befürworter härterer Strategien zur Eindämmung war, obwohl die Verbreitung oder deren Aufhalten gar nicht seine Kernexpertise sind, wie er zuvor selbst einräumt. Sein Fachgebiet ist das Virus: der Aufbau, die Struktur und die Fähigkeiten. Nichtsdestotrotz wurde er wieder und wieder nach Inzidenzen und Krankheitsverläufen befragt und gab auch Auskunft.

Die deutschen Forschungsgemeinschaften sollten über „Sanktionsmöglichkeiten“ nachdenken, findet Drosten. Denn einige seiner Ansicht nach falsche Aussagen könne man direkt „in Krankheitslast translatieren“, wenn diese politisch umgesetzt wurden. Drosten weiter: man habe nicht „definiert, was eigentlich wissenschaftliches Fehlverhalten in der Kommunikation“ sei. Diese wissenschaftstheoretischen Vorschläge lehnte unterdessen der Dortmunder Professor für Wissenschaftsjournalismus, Holger Wormer, ab. Dem würden die Prinzipien der Wissenschafts- und der Meinungsfreiheit widersprechen. Guter Experte.