Handarbeiten sind aussterbende Kunstfertigkeiten. Welch ein Glück, daß unsere Layouterinnen, allesamt Ehefrauen und Mütter, sie beherrschen. Und wir Kollegen, die wir zwei linke Hände haben, davon profitieren. Bei vielen von uns baumeln ihre filigran ummäntelten Ostereier, sternchenübersäten Adventskränze oder festen Topflappen. Ehrensache, daß wir dann Fotos von ihren Kunstwerken, die unser Heim verschönern, den Künstlerinnen zeigen. Allerdings muß der Interessent sich beizeiten um die Handarbeit bewerben, denn es gibt da einen Haken an der Sache.

„Schau mal, Vera“, flötete jüngst die Schreiberin dieser Zeilen, „sieht er nicht hübsch aus, der Strauß mit deinen Ostereiern?“ Und lächelnd begutachtet Kollegin Wischnewsky die Handy-Fotos. „Dein Strauß ist aber selten schön“, antwortet sie. Es ist ein Ritual, das den Beginn der Verhandlung über neue Bestellungen einläutet.

„Topflappen bis Weihnachten, das wird eng“, sagt Kollegin Wischnewsky und legt ihre Stirn in Falten. „Die Kinder und die Arbeit, ich muß das planen.“ Aber die Kollegin hat ein großes Herz: „Ich krieg das hin.“ Jetzt heißt es feilschen! „Auch schon bis zum ersten Advent? Dann könntest du sie in Weihnachtsgrün mit rotem Rand häkeln.“ Vera lächelt und nickt. Als Chef vom Dienst Matthias Bäkermann das hört, fragt er: „Wann bestellst du denn die Ostereier, schon Weihnachten?“ Kopfschütteln der beiden Frauen: „Nein, spätestens im Herbst natürlich!“ Es ist eben alles eine Frage der Planung.