© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 17/22 / 22. April 2022

Haltungsnote
Alt-Atze vs Jung-Atze
Curd-Torsten Weick

Die Jugend von heute: dumm, faul, renitent. Jede Generation denkt irgendwann, wenn sie in die Jahre kommt, daß es mit „dieser Jugend“ im Staate nur noch bergab gehen kann. Comedian Atze Schöder, im wahren Leben Hubertus Albers, sieht das anders. Der 56jährige mit der Lockenperücke und der Pilotenbrille ist von den jungen Komödianten begeistert. „Von der Art, wie diese jungen Comedians auf die Welt schauen, kann ich mir noch eine Menge abgucken ...  die machen eine ganze Nummer darüber, ob man zu Hause zuerst die Hose anzieht oder zuerst das T-Shirt. Und ich stehe davor und lache mich schlapp“, erklärte er im Playboy-Interview. 

Dabei hatte es Atze zu Beginn seiner Karriere anders erlebt. So habe ihn Hugo Egon Balder, „damals Produzent von ‘Samstag Nacht’ und so etwas wie die Comedy-Hoheit“ (Playboy), geraten, es lieber sein zu lassen, weil er einfach kein Komiker sei, schildert Schröder in seiner Autobiographie. Hatte Balder etwa recht?

 Alt-Atze ist mit Jung-Atze nicht mehr zufrieden. Als er nach zwei Jahren Corona-Pause sein altes Programm angeschaut habe, habe er so manches Mal gedacht: „Ui, da geht es ganz schön derb zur Sache.“ Es sei auch „mal sexistisch“ gewesen und „unter die Gürtellinie“ gegangen, so Atze im Playboy. Doch das sei nur der Bühnen-Atze. Privat gendere er. Auf der Bühne werde er das nicht machen: „Atze soll lieber mit irgendeiner diskutieren, die ihm deshalb die Hammelbeine langzieht.“