© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 17/22 / 22. April 2022

Kabinenklatsch
Ein Herz für die Amateure
Ronald Berthold

Der Amateurfußball sei viel authentischer als die kommerzialisierte Variante in den Profiklassen, schwärmen viele Fans. Und dennoch wünschen sich die meisten, daß ihr Klub endlich rauskommt aus der Regionalliga. In deren fünf Staffeln drängen sich Vereine mit ruhmreicher Vergangenheit. Auch ich mag diese Klubs, die das Publikum in Massen anziehen. Können sie dieses Jahr endlich aufsteigen?

Im Westen fällt die Wahl schwer: Entweder der Deutsche Meister von 1955, Rot-Weiss Essen, oder Preußen Münster, Gründungsmitglied der Bundesliga, werden aufsteigen. Ausgerechnet die Essen-Fans könnten ihren Klub, der nun schon 15 Jahre unterklassig kickt, um den Aufstieg gebracht haben. Sie sorgten beim Spiel gegen die Preußen für einen Abbruch. RWE verlor dadurch am grünen Tisch und hat zwei Punkte Rückstand.Kickers Offenbach, das auch schon neun Jahre in der Versenkung verschwunden ist, gehört im Südwesten mein Herz. Als Dritter liegen die Männer vom legendären Bieberer Berg in Lauerstellung. Vier Spiele stehen noch aus, und ich drücke die Daumen.

Im Nordosten wird Tasmania absteigen. Der heutige Antifa-Verein Tennis Borussia dümpelt im Mittelfeld. Aber oben stehen drei DDR-Legenden: BFC Dynamo Berlin, Carl Zeiss Jena und Lok Leipzig. Der einst von mir gehaßte Stasi-Klub wird wohl trotz Formkrise seinen Vorsprung retten, muß dann aber in die Relegation gegen den Nordmeister (voraussichtlich VfB Oldenburg). In Bayern halte ich es mit der nicht ganz so ruhmreichen SpVgg Bayreuth. Aber die verhindert wenigstens, daß der FC Bayern II aufsteigt. Reserveteams gehören nicht in die 3. Liga. Sie blockieren die Plätze für die geliebten Traditionsklubs.