© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 18/22 / 29. April 2022

Macron gewinnt Wahl in Frankreich
Kein Rückenwind vorhanden
Friedrich-Thorsten Müller

Emmanuel Macron hat es geschafft. Trotz Corona- und Wirtschaftskrise wurde er als französischer Präsident in eine zweite Amtszeit gewählt. Dies gelang zuletzt vor 20 Jahren Jacques Chirac, der damals in der Stichwahl gegen den Vater von Marine Le Pen allerdings noch über 82 Prozent der Stimmen holte. Gerade einmal 58,5 Prozent Unterstützung, die vielfach nur eine strikte Ablehnung von Marine Le Pens Alternative darstellen, sind allerdings kein wirklicher Rückenwind für den alten und neuen Präsidenten. 

Landesweite Ausschreitungen bereits in der Wahlnacht sind das Fanal für eine erwartbar unruhige Amtszeit. Hinzu kommt, daß in Frankreich die Entwicklung der Kaufkraft zur Leitwährung in der Bewertung von Politik geworden ist. Diese wird Macron kaum nochmals eine zweite Amtszeit durch massive Staatsverschuldung auf dem bisherigen Niveau halten können. Die internationalen Rahmenbedingungen tun hier ein Übriges.

Seine Alternativvorschläge dazu, die Erhöhung des Renteneintrittsalters auf 65 und Sozialabbau, werden nicht ohne Widerstand bleiben. Gut möglich, daß ihm entsprechend Frankreich schon in zwei Monaten die bisherige bequeme Regierungsmehrheit in der Nationalversammlung verweigert. Es ist darum kaum zu erwarten, daß Macron in fünf Jahren zur Wahl ein weniger gespaltenes Land hinterlassen wird. Da er nicht mehr erneut kandidieren darf, könnte Frankreich dann endgültig reif für einen Rechtskurs unter dem Rassemblement National sein.