© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 18/22 / 29. April 2022

Grüße aus … Bozen
Keine Kavaliersdelikte
Paul Decarli

In der Südtiroler Landeshauptstadt treiben seit einiger Zeit wieder verstärkt kriminelle Jugendbanden ihr Unwesen. Bei den Straftaten handelt es sich bei Gott nicht um Kavaliersdelikte, wie die Machenschaften der multiethnischen Gruppen oft von linken Zeitgenossen abgetan werden. Mit Drohungen, Raub und Schlägereien schaffen es die sogenannten Baby-Gangs immer häufiger in die Schlagzeilen und sorgen bei Bewohnern als auch Touristen für ein ungutes Gefühl. 

Bereits 2016 erregte diese Thema die Gemüter der Südtiroler Bevölkerung: Damals wurden zwei Jugendliche, beide im jungen Alter von 15 Jahren, als einzige einer 15köpfigen Bozner Jugendbande zu einer Haftstrafe im Jugendgefängnis verurteilt. Die übrigen Mitglieder waren allesamt noch jünger als 14 Jahre und damit strafunmündig. Damals wie heute finden die Delikte nicht nur bei Nacht statt, wie erst zu Beginn des Jahres eine handfeste Auseinandersetzung mit Messern, Tritten und Schlägen zweier verfeindeter Babygangs verdeutlicht. 

„Für uns als Polizei wird es immer schwieriger, die Jugendlichen dazu zu bringen, uns zu respektieren.“ 

Die Bozener Ordnungskräfte stehen den Machenschaften oft hilflos gegenüber. „Wir könnten eine Armee von Carabinieri auf die Plätze stellen und diejenigen, die sich nicht an die Regeln halten, mit Bußgeldern überziehen, aber das nützt wenig, wenn es kein kollektives Bewußtsein gibt. Für uns als Polizei wird es immer schwieriger, sie dazu zu bringen, uns zu respektieren“, zitieren die Südtirol News Oberst Cristiano Carenza. 

Nun will man einen neuen Anlauf in Bozen unternehmen, um den marodierenden Jugendlichen Herr zu werden. Federführend ist dabei Sozialstadtrat Juri Andriollo, welcher auf die verstärkte Zusammenarbeit mit Sozialvereinen setzt. Mit einem stabilen Streetworker-Netzwerk soll vom klassischen Law-and-Order-Ansatz hin zu einem auf Verständnis und Zuhören basierenden Austausch übergegangen werden. 

Diese Strategie soll auch am Obstplatz im Bozner Zentrum funktionieren, wo nächtliche Ruhestörungen und Lärm seit Jahren von Anrainern angeprangert werden. Vertreter des Bürgerkomitees „Lebenswerter Obstmarkt“, welche sich seit 2014 für den respektvollen Umgang auf der historischen Örtlichkeit einsetzen, begrüßen die neue Initiative, sehen jedoch auch die damit verbundenen Risiken: „Wir erleben seit Jahren immer neue Unterfangen der Politik und der Ordnungskräfte, die brenzlige Lage zu entschärfen, bis dato fruchteten diese jedoch nur zu einem gewissen Teil. Schauen wir mal, was der neue Vorstoß bringt.“

 So wird man nicht das letzte Mal vom Problem Baby-Gangs gehört haben. Denn auch in Meran sorgen die jugendlichen Banden für Unmut. Zuerst werde gestohlen, dann werde mit Messergewalt gedroht, betont Peter Schwienbacher, Sicherheitsbeauftragter der Conad- und Eurospin-Filialen in Südtirol, gegenüber Südtirol Online.