© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 18/22 / 29. April 2022

Zeitschriftenkritik: Die Neue Ordnung
Die Kriegsursachen bereinigen
Werner Olles

Mit dem leidenschaftlichen Appell der Bertha von Suttner „Die Waffen nieder!“ überschreibt Wolfgang Ockenfels sein Editorial in der aktuellen Ausgabe (Heft 2, April 2022) der sechsmal jährlich erscheinenden Zeitschrift Die Neue Ordnung. Hatte die klassische kirchliche Lehre vom „Gerechten Krieg“ (bellum justum) noch einige universale und reziprok geltende Wertkriterien des Rechts parat, die den Krieg vermeiden und gerade nicht rechtfertigen sollten, habe man sich von dieser gewaltminimierenden Naturrechtslehre inzwischen auch theologisch entfernt, „in der Annahme, es könne keine „gerechten“ Kriege geben, sondern nur „ungerechte“. Auch in der öffentlichen Diskussion spiele die „Bellum justum“-Theorie so gut wie keine Rolle mehr. Primär gehe es jetzt um die Bereinigung von Kriegsursachen durch politische, soziale und ökonomische Konfliktlösungen. 

„Quasi-religiöse Gefechte bei den Grünen über „Klimatod oder Atomtod“ sieht der Philosoph Karl-Heinz Nusser in deren Argumenten, die einer ethischen Prüfung nicht ernsthaft standhielten. Eine allein durch faktische Mehrheitsverhältnisse zu schaffende Moral zur Errettung der Erde zu wollen, sei „töricht und per se unmoralisch“. Sie müsse eingebettet sein in einen durch Glauben, Tradition und Kultur vorgegebenen Rahmen, den die „Grünen“ jedoch dekonstruieren wollten. Nach Robert Spaemann rufe die Absage an die Religion als Ersatzparadiese die geschlossene politische Einheit hervor, „die der Jakobiner ebenso wie die der sozialistischen Menschengemeinschaften des 20. Jahrhunderts“.

Der Politikwissenschaftler Heinz Theisen befaßt sich in seinem Beitrag „Die EU und der Westen in der multipolaren Weltunordnung“ mit dem Scheitern des Universalismus am Beispiel der Ukraine. In ihrem Fall wundere sich der Westen immer noch, daß sein Vorrücken an die Macht- und Einflußsphäre Rußlands Gegenreaktionen auslöste, da Rußland sich als eingekreist empfinde. Mit der in Aussicht gestellten Aufnahme Georgiens und der Ukraine in die Nato habe der Westen eine weitere russische rote Linie überschritten. Doch gelten dem Universalismus Einflußsphären als „völkerrechtswidrig, vorgestrig und unmoralisch“, aus russischer Sicht sei dies jedoch gleichbedeutend mit dem Streben des Westens, die ganze Welt als eigene Einflußsphäre zu betrachten. Eine Aussicht, den Krieg zu gewinnen und die Krim zurückzuerhalten, bestehe nicht, und für die mehrheitlich von Russen bewohnte Donbass-Region sei nur eine Autonomie-Lösung denkbar, also eine Anerkennung der Macht- und Kulturkreise Osteuropas. Die Ukraine müsse ihre geopolitische Rolle als Pufferzone zwischen konkurrierenden Großmächten akzeptieren.

Kontakt: Verlag Franz Schmitt, Postfach 1831, 53708 Siegburg. Das Einzelheft kostet 5 Euro, ein Jahresabo 25 Euro.  www.die-neue-ordnung.de