© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 18/22 / 29. April 2022

CD-Kritik: Machine Gun Kelly – Mainstream Sellout
Nostalgie ohne Neuerung
Eric Steinberg

Spätestens seit seinem letzten Album „Tickets To My Downfall“ gehört Colson Baker alias Machine Gun Kelly zu den ganz Großen im Musikgeschäft. Statt sich nach dem erfolgreichen Ausflug in das Genre Poppunk wieder der Rapmusik zuzuwenden, knüpft er mit „Mainstream Sellout“ unmittelbar an den Vorgänger an. 

Baker spielt auch dieses Mal wieder den rebellischen Rockstar, der über die Kritik an ihm und seiner Musik nur lachen kann. „I heard the feedback, I’m a poser with a guitar and a choker. Hide under sunglasses. Made an album, they hate the tracklist“, singt er auf dem Titeltrack „Mainstream Sellout“. Zusätzlich zum Drogenkonsum, den er als Hollywood-Rocker wie selbstverständlich besingen muß, erzählt der Ex-Rapper ausführlich über seine mentalen Probleme und Schicksalsschläge in der Vergangenheit. Das wirkt innovativer und ehrlicher als das unkreative Songwriting auf „Make Up Sex“ oder „ay!“ Auch seiner Verlobten Megan Fox widmet Parker einige Zeilen, die sich jedoch eher wie das Skript eines durchschnittlichen Teenie-Films lesen lassen: „She wrapped her arms around her body and said, „Don‘t stop holding. Now start the car, baby, and take me the fuck out of here“. 

Da das Album erneut von Blink182-Schlagzeuger Travis Barker mitproduziert wurde, geht zumindest der Sound der großen 2000er-Poppunk-Jahre nicht verloren. Machine Gun Kelly revolutioniert diesen Sound zwar nicht, aber er bringt ein verloren geglaubtes Genre zumindest zurück in den Mainstream, ohne Sellout. 

Machine Gun Kelly Mainstream Sellout Interscope (Universal Music), 2022  www.machinegunkelly.com