© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 18/22 / 29. April 2022

Filmkritik Demonic
Im Kopf der Mutter
Werner Olles

Carly (Carly Pope) hat seit langem den Kontakt zu ihrer Mutter Angela (Nathalie Boltt) abgebrochen, die bei einem Amoklauf ein Pflegeheim niedergebrannt und Besucher einer Kirche vergiftet hat, wobei 21 Menschen ums Leben kamen. Ein Motiv für ihre Taten wurde indes nie gefunden. Ihre Tochter lebt seitdem ihr eigenes Leben, wird jedoch weiter von Albträumen geplagt.

Bei einem Treffen mit ihrem Jugendfreund Martin (Chris William Martin) erzählt dieser ihr, daß er von einem Unternehmen namens Therapol zu einem psychologischen Experiment eingeladen wurde, bei dem eine der Testpersonen Carlys komatöse Mutter war. Wenig später wird Carly ebenfalls von Therapol kontaktiert, um über ihre Mutter zu sprechen. Sie trifft die beiden Wissenschaftler Daniel (Terry Chen) und Michael (Michael Rogers), die ihr erklären, daß Angela ins Koma gefallen und nun in ihrem Körper „eingesperrt“ ist. Carly soll versuchen, in ihren Geist und ihre Gedanken vorzudringen. Sie stimmt zu und konfrontiert ihre Mutter aufgebracht mit deren Verbrechen. Bald darauf trifft sie sich erneut mit ihr und bemerkt, daß ihr Körper plötzlich zu glänzen beginnt. Danach wird sie von einer dämonischen Kreatur angegriffen …

Neill Blomkamps Science-fiction-Okkult-Horrorthriller „Demonic“ (USA/Kanada, 2020) präsentiert zwar einige interessante Ideen und erinnert weit entfernt an den vielfach gelobten Film „The Cell“ mit Jennifer Lopez und Vincent D’Onofrio in den Hauptrollen. Doch leider läßt das Low-Budget-Konzept des südafrikanischen Regisseurs, der sein vielversprechendes Talent mit dem Science-fiction-Thriller „District 9“ (2009) bewies, einen wirklich großen Horrorschocker nicht zu. Kopflose, inkonsequente Story, komplizierte Figurenkonstellation, konfuser Plot – die Kritiken etwa auf dem Portal filmdienst.de fielen alles andere als gnädig aus. Reihenweise hagelte es negative Beurteilungen: „… verkommt zu einer lauen Luftnummer, die man echt nicht gesehen haben muß“ (Filmchecker).

Immerhin gelingt es Blomkamp (42), der den Film auch produzierte und das Drehbuch schrieb, eine virtuelle Welt zu erschaffen, in der Realität und Phantasie miteinander verschmelzen; nur die Auflösung des Rätsels überzeugt nicht. 2020 in British Columbia, Kanada, während der Covid-19-Pandemie gedreht, floppte der Film an den Kinokassen.

Mediabook (DVD/Blu-ray): Demonic. Koch Media 2021, Laufzeit etwa 104 Minuten