© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 18/22 / 29. April 2022

Meldungen

Covid-19 und das Erbe des Neandertalers 

LEIPZIG. Ob ein Mensch schwer an Corona erkrankt, hängt auch vom Erbgut ab. Forscher des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie haben entdeckt, daß der wichtigste genetische Risikofaktor dafür eine Genvariante ist, die der Neandertaler an den modernen Menschen weitergegeben hat, als sich beide vor Zehntausenden Jahren vermischten. Diese Variante liegt auf Chromosom 3, wo sich mehrere Gene für Rezeptoren des Immunsystems befinden. Menschen mit der Covid-19-Risikovariante besitzen weniger CCR-5-Rezeptoren, die das Aidsvirus als Einfallstor nutzt, sie infizieren sich daher zu 30 Prozent weniger mit HIV. Da HIV jedoch erst im 20. Jahrhundert aufkam, kann die Schutzwirkung nicht erklären, warum die Risikovariante so alt ist. Möglicherweise bot sie Schutz vor einer anderen Krankheit. (Max Planck Forschung, 1/22).

 www.eva.mpg.de





Vermehrtes Baumsterben ein europaweites Phänomen 

DORPAT. Wichtige europäische Baumarten sterben vermehrt ab, und die Wälder geraten durch Dürren unter stärkeren Streß als im 20. Jahrhundert. Allein in Deutschland vernichtete die Trockenheit von 2018 mehrere Millionen Bäume (2.450 Quadratkilometern  Fläche). Eine Arbeitsgruppe des Forstwissenschaftlers Jan Peter George (Universität Dorpat/Tartu) hat diesen Trend empirisch bestätigt und als „europaweites Phänomen“ nachgewiesen. Stark betroffen ist die Fichte, der Brotbaum der Forstwirtschaft. Ihre jährliche Sterberate lag zwischen 2010 und 2020 um 60 Prozent höher als zwischen 1995 und 2009. Auch Kiefern und Buchen litten unter den Folgen der Trockenheit, während bei Eichen die Mortalität kaum stieg (Spektrum der Wissenschaft, 2/22). (ft)

 etis.ee





Erstmaliger Nachweis für Phantasielosigkeit

SYDNEY. Erstmals hat eine Studie eine empirische Bestätigung für Aphantasie auffinden können. Aphantasie heißt die Unfähigkeit, mentale Bilder zu erzeugen. Eine erste Beschreibung des Phänomens lieferte Francis Galton 1880. Bisher gab es keine Möglichkeit, diese Aussagen zu überprüfen. Findige Forscher aus Australien haben jetzt einen Aspekt unserer Physiologie ausgenutzt, um das Fehlen dieser mentalen Fähigkeit nachweisen zu können. Unsere Pupillen weiten sich oder kontrahieren je nach äußeren Lichtverhältnissen. Das passiert auch, wenn das Licht nur im Kopf erdacht ist. Die Psychologen und Kognitionswissenschaftler um Lachlan Kay an der Universität New South Wales zeigten zwei Gruppen von Probanden Bilder von hellen Dreiecken, die sie anschließend mental visualisieren sollten. Die Pupillen der Leute der ersten Gruppe ohne Aphantasie reagierte in beiden Fällen gleich. Die zweite Gruppe derer mit Aphantasie zeigte bei imaginierten Bildern keine Reaktion. Die Forscher grenzenten ein, es bleibe jedoch unklar, was genau diese Veränderungen der Pupille antreibe. „Unsere Ergebnisse belegen, daß die Pupillenlichtreaktion die sensorische Stärke der visuellen Vorstellungskraft anzeigt, und liefern außerdem die erste physiologische Validierung der Aphantasie.“ (mp) 

 www.biorxiv.org





Erkenntnis 

„Klimafreundliche Lösungen wie eine Wärmepumpe sind für Endkunden deutlich teurer, als beispielsweise eine alte Gasheizung mit einer neuen auszutauschen. Verglichen mit einer Gasheizung benötigt man für Projektierung, Einbau und Inbetriebnahme einer Wärmepumpe laut dem Zentralverband Sanitär Heizung Klima etwa 2,4mal soviel Personal. Wir müssen aber auch die Stromproduktion erhöhen.“

Jan Brockmann, Maschinenbau-Ingenieur und Chef der Bosch Thermotechnik GmbH