© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 18/22 / 29. April 2022

Leserbriefe

Zum Schwerpunktthema: „Damit das Gas nicht ausgeht“, JF 17/22

Unverantwortliche Energiepolitik

Überall heißt es, der Ukraine-Krieg sei schuld an den steigenden Energiepreisen. Allerdings stiegen die Preise schon vor dem Krieg. Auf Nachfrage, warum der Gasvertrag bei Neuabschluß statt 1.400 jetzt 3.250 Euro im Jahr kostet, wurde vom Gasversorger auf die Abschaltung von Kohle- und Kernkraftwerken verwiesen. Die Stromerzeugung benötige vermehrt Gas und die Versorger müßten am Markt nachkaufen. Dies treibe die Preise, auch für den Strom. Der massive Ausbau wetterabhängiger Stromerzeugung hat die Abhängigkeit von schnell regelbaren Gaskraftwerken geschaffen. Trotzdem sieht die Ampelkoalition keinen Grund, diese teure Energiewende zu überdenken. Noch mehr „Flatterstromerzeuger“ sollen das Problem lösen. Man verleiht ihnen das Prädikat „sicherheitsrelevant“ und mißachtet die Naturschutzgesetzgebung. 

Der Anteil der Erneuerbaren Energien am Primärenergieverbrauch der Bundesrepublik Deutschland liegt aktuell bei 5,5 und der Anteil von importiertem Gas aus Rußland bei 30 Prozent. Diese Energiewendepolitik geht an der Realität vollkommen vorbei. Auf russisches Gas zu verzichten, käme einer Zerstörung der Gesellschaft gleich. Eine Politik der diplomatischen und wirtschaftlichen Verständigung tut not. Statt sich um eine sichere, unabhängige heimische Energieversorgung zu kümmern und die Utopie Energiewende zu begraben, soll nun teures Fracking-Gas aus den USA über den Atlantik transportiert werden, wobei zuerst Gasterminals gebaut werden müßten. Auch die „Wunderwaffe“ grüner Wasserstoff ist eine Utopie. Die Elektrolyse nennenswerter Wasserstoffmengen im Land scheitert letztendlich am Flächenbedarf der erforderlichen Wind- und Solargeneratoren. Dieser Flächenfraß der Erneuerbaren wird unausweichlich zu einem Biodiversitätsdesaster führen. Das Scheitern der bisherigen Energiepolitik Deutschlands (Wind- und Solarenergie sowie Importgas) erfordert ein neues energiepolitisches Konzept. Unsere heimischen Energieträger wie Kohle, Kernenergie und Gas müssen wieder eine zentrale Bedeutung bekommen, um die Versorgungsicherheit der Bevölkerung zu gewährleisten. Alles andere ist unverantwortlich.

Gerti Stiefel, Birenbach






Zu: „Sie wollen nicht aufgeben“ von Michael Paulwitz & „Mal verliert man, mal gewinnen die anderen“ von Florian Werner, JF 16/22

Blick auf die Lebenswirklichkeit verstellt

„Als Arzt und Politiker gebe ich nie auf, wenn es um das Leben anderer Menschen geht“, äußerte Gesundheitsminister Karl Lauterbach. Dieser Satz dürfte eine Kernaussage sein über sein Selbstbild, das er in einem langen Interview mit Markus Feldenkirchen näher beschrieben hat: als Kind aus einfachen Lebensverhältnissen, im Verlauf der Ausbildung zum Arzt der geschärfte Blick auf die Lebensverhältnisse und den Alltag „unterprivilegierter“ oder fast gescheiterter Personen in den USA, aber zu keiner Zeit kontinuierliche Arbeit mit diesen Menschen. Die Hinwendung zur Tätigkeit „vor der medizinischen Maßnahme“, das heißt zur Forschung, verhinderte und verhindert seinen Blick auf die Lebenswirklichkeit des Stellenwerts der Selbstverantwortung, die in der Verfassung grundsätzlich als gegeben gesetzt ist und die jede Person für sich und für ihr Leben definiert. Lauterbach aber orientiert sich durchweg an den Leuten, die das „Betüttelt-“ und „Bevormundet-Werden“ bevorzugen. Damit übergeht er in seinen Überlegungen die Eigenständigen und Selbstverantwortlichen. Seine Vorliebe für Begründungen aus Forschungsergebnissen, etwa zu Corona, beziehen sich deshalb vor allem auf das Ziel des – vermeintlichen – Schutzes der Unterprivilegierten. So merkt er nicht, daß er diese Personen dadurch nicht schützt, sondern sie durch seine gut gemeinten Vorschläge, mehrfachen Warnungen usw. in der Abhängigkeit hält. Zugleich stößt er die Selbstverantwortlichen permanent vor den Kopf und stabilisiert sein Image der Rechthaberei und Arroganz. Nicht jede Person, die öffentlich hochgejubelt wird, taugt als Politiker.

Dipl.-Psych. Gustav J. Brudy, Stockstadt am Rhein




Schaumschläger und Trittbrettfahrer

Sie schreiben von politischer Redlichkeit und Vertrauensfrage. Diese hat Herr Scholz noch nie besessen, sonst hätte er sich nach seinen Bankaffären nicht zur Wahl gestellt! Auch sein Kabinett besteht nur aus Schaumschlägern und rückgratlosen Trittbrettfahrern, die keinen Anstand besitzen, noch etwas mit ihrem Vaterland am Hut haben! Daß diese Bande jetzt auch noch zu Kriegstreibern mutiert, ist einfach unglaublich und furchteinflößend! Für mich ist diese Regierung die schlimmste und dümmste seit Bestehen der Bundesrepublik!

Henry Gnutzmann, Schacht-Audorf




Angst vor dem Verfallsdatum

Es zeichnet die JF aus, mit welcher Gründlichkeit sich die jeweiligen Journalisten mit den aktuellen und ganz unterschiedlichen Themen befassen. So auch bei diesen beiden Beiträgen. Ich halte es für durchaus denkbar, daß Herr Lauterbach sehr wohl wußte und weiß, wenn die Impfpflicht abgelehnt wird, droht ein finanzieller Schaden in Millionenhöhe durch den Verfall der Impfdosen. Das dürfte ihn sehr in seinem Agieren „motiviert“ haben. Über den Sinn oder die Schädlichkeit der Impfsubstanz an sich ist hinreichend berichtet worden, und wer es wollte, konnte sich darüber informieren. Letzteres haben viele Menschen getan. Mit der wachsenden Kenntnis über die Neben- und Langzeitwirkungen wuchs zugleich die Angst davor, die Impfpflicht könnte bedrückende Wirklichkeit werden.

Lutz Werner, Dresden






Zu: „ʻKeine Exzesse, sondern Strategieʼ“, im Gespräch mit Dmitrij Chmelnizki, JF 16/22

CDU gibt Nachhilfeunterricht für die AfD

Das JF-Interview zur Tradition der Kriegsverbrechen der Roten Armee und denen der russischen Truppen in der Ukraine war ebenso wichtig wie erhellend, indem Dr. Dmitrij Chmelnizki die propagandistischen Nebelkerzen und historischen Verdrehungen der Sowjets und der heutigen russischen Führung überzeugend und kenntnisreich widerlegt hat. Seine Darstellung der Roten Armee des Zweiten Weltkrieges als keinerlei Kriegsrecht beachtendes und deshalb mit ungeheurer Brutalität vorgehendes, von Stalin versklavtes Millionenheer dürfte für viele Zeitgenossen überraschend sein. Leider ist dieses historische Wissen über das wahre Ausmaß der Kriegsverbrechen der sowjetischen Armee, vor allem in Mittel- und Ostdeutschland 1945, kaum mehr vorhanden, weshalb es die politische Linke im heutigen Deutschland so einfach hat, Stalins Truppen als „Befreier“ zu verklären. 

Hierbei spielt natürlich der GEZ-Staatsfunk durch vollig tendenziöse historische „Dokumentationen“ seit Jahrzehnten eine unrühmliche Rolle, aber auch die historische Ignoranz weiter Bevölkerungskreise. Es wäre für jedes normale Volk eine Frage der nationalen Selbstachtung, die monströsen Sowjet-Ehrenmale gerade in der Hauptstadt Berlin endlich zu beseitigen oder wenigstens dauerhaft und deutlich auf den verlogenen Charakter dieser Denkmäler, etwa mittels großer Schrifttafeln, hinzuweisen. Warum kommen Vorschläge, die in diese Richtung gehen, in Berlin von der CDU und nicht von der AfD? Hier wäre eine wichtige Gelegenheit gewesen, sich in einer Frage von eminent geschichtspolitischer und aktueller Bedeutung zu profilieren. Diesbezüglich herrscht in der AfD dringender Klärungsbedarf, ob sich die naiv-russenfreundliche oder die den eigenen nationalen Interessen verbundene Fraktion durchsetzt. Leider können gegenwärtig fundierte historische Kenntnisse, die eigene Geschichte betreffend, wohl nicht nur bei den Politikern der etablierten Parteien nicht mehr vorausgesetzt werden.

Markus Wienand, Hagen




Niemand im Westen zeigte sich empört

Endlich werden hier einmal die Dinge beim Namen genannt und daran erinnert, welche bestialischen Verbrechen die Rote Armee im Zweiten Weltkrieg an der wehrlosen deutschen Bevölkerung begangen hat. Frauen und Mädchen zu Tode geschändet, die Männer erschlagen und die mit Pferden bespannten Flüchtlingstrecks mit Panzern niedergewalzt. Aber niemand im westlichen Ausland hat sich damals empört gezeigt, die Opfer waren ja nur Deutsche, und die zu dezimieren, das war auch bei den angelsächsischen Busenfreunden des Josef Stalin nichts Verwerfliches. Es ist unsere Pflicht, die Erinnerung an diese Massaker und an die Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus ihrer Heimat immer wieder ins Gedächtnis zu rufen, so wie es jedes andere Volk dieser Welt machen würde, wenn ihm solches geschehen wäre. Und dem steten Geschrei, „ja nicht aufrechnen“, wäre zu entgegnen: „Doch, endlich einmal gründlich aufrechnen, und die Verbrechen und die Namen der Verbrecher zu deren ewiger Schande mit aller Deutlichkeit nennen.“

Ingfried Haager, Waiblingen






„Der Nachwuchs fehlt“ von Ronald Berthold, JF 16/22

Wir haben längst zu viele Lehrer

Als größte Fachgewerkschaft innerhalb Deutschen Beamtenbundes muß der VBE natürlich für noch mehr Lehrer trommeln.Tatsächlich haben wir aber längst zu viele Lehrer, aber zu wenig, die es noch ausreichend in die Schule schaffen. Eigentlich gibt keinen Lehrermangel. Im Vergleich zu 1970 gibt es heute 14 Prozent weniger Schüler, aber 40 Prozent mehr Lehrer. Nach dem Statistischen Bundesamt in Wiesbaden gibt es –beispielsweise – in Niedersachsen für 837.500 Schüler 68.429 Lehrer (siehe auch meine Internetseite: bildungspolitik-nieder­sachsen.de). Also für 12 Schüler einen Lehrer. Dazu noch Tausende pädagogische Mitarbeiter. Kämen alle Lehrer und Mitarbeiter in die Schule, hätten wir also Traumklassenstärken von höchstens zehn Schülern. Da jeder zweite Lehrer aber irgendwie ganzjährig vollständig vom Unterricht befreit ist, haben wir Klassen von circa 24 Schülern und mehr. 

Die Hälfte der Lehrer, die überhaupt noch zur Schule kommt, arbeitet dann nur die Hälfte eines Jahres. Davon sind dann noch die Krankentage, Fortbildungen und sonstige Befreiungen wie Altersrabatt usw. abzuziehen. Dazu kommt der Unterrichtsausfall vor (Noten stehen schon fest) und unmittelbar nach den Ferien (Stundenplan noch nicht fertig). Und schon ist man bei einer Stunde Unterricht pro Arbeitstag eines Jahres. Da ist mehr zumutbar. Es gibt nur eine Lösung gegen den erdichteten Lehrermangel: Alle Lehrer in die Schulen, ganztägig ganzjährig, wie andere Beschäftigte auch, und wir hätten nie wieder Stundenausfalldiskussionen und das Bildungsdefizit würde sich auflösen.

Gerolf Kurowski, Burgwedel






Zu: „Elefant im Porzellanladen“ von Thorsten Hinz, JF 16/22

Er steht mit dem Rücken zu Wand

Hinz’ unterschwellige Parteilichkeit für den „Nemmersdorf-Wiederholungstäter“ Rußland sei ihm (da ansonsten als JF-Autor sehr von mir geschätzt) selbstredend nachgesehen. Nicht jedoch seine eigene Nachsicht für Steinmeier & Konsorten. Seit dem Untergang des sowjetischen Sozialistentraums setzten diese Altsozialisten alles auf die antinationale Karte, streuten Sand ins Nato-Bündnisgetriebe, unterminierten unsere Wehrfähigkeit, verhökerten unsere Energieunabhängigkeit an russische Staatskonzerne (selbstverständlich für gut dotierte Aufsichtsratsposten), wandelten unser Staatsbürgerrecht in eine Ramschware – gerade so, als wollten sie einem verhaßten Deutschland maximalen Schaden zuzufügen. Nein, Melnyk und seinem Präsidenten Selenskyj geht es sicher nicht darum, deutsche Institutionen zu brüskieren. Vielmehr steht Melnyk wie auch sein Volk mit dem Rücken zur Wand. Er hat nichts zu verlieren.

Frieder Kammerer, Herdwangen




Seine Exzellenz unter die Lupe nehmen

Es mag sein, daß die Herren Steinmeier und Scholz zu lange am Kuschelkurs mit Putin festgehalten haben. Doch was sich ein Diplomat wie Andrij Melnyk gegenüber unserer Republik leistet, geht nicht über die berühmte Kuhhaut. In jedem anderen Land wäre dieser Herr bei Baerbock einbestellt worden, um ihm die Leviten zu lesen, nofalls wäre er ausgewiesen worden. Doch wehe dem, der schwach ist und sich ständig mit der Schuld früherer Generationen, der Vergangenheitsbewältigung, herumschlägt, stets nach hinten blickt und so ständig über die eigenen Füße fällt. 

Doch nehmen wir den Herrn Botschafter einmal näher unter die Lupe: Er ist ein Mann, der diese Vergangenheitsbewältigung anders interpretiert. Am 27. April 2015 ehrte er in München die Figur Stepan Bandera als einen Vorkämpfer für Freiheit und Demokratie. Tatsächlich handelte es sich bei Stepan Bandera um einen Antisemiten und Kriegsverbrecher aus der Zeit der deutschen Besatzung der Ukraine im Zweiten Weltkrieg. Ein Mann, der stets Juden, Polen und Russen als Hauptfeinde ansah und einen Satellitenstaat unter deutscher Führung errichten wollte, und ein Kriegsverbrecher, der in den Jahren 1943 und 1944 für die Ermordung von mindestens 100.000 Zivilisten verantwortlich sein soll. Andere Quellen sprechen von bis zu 800.000 Toten, die in Zusammenarbeit mit den Besatzern liqudiert wurden. Bandera distanzierte sich vom Faschismus, nach außen, erst dann, als klar wurde, daß das Deutsche Reich den Krieg verlieren würde. Bandera, der bis zu seiner Ermordung 1959 in München lebte, war auch gern gesehener Gast des SS-Veteranenverbandes Hiag.

Markus Speer, Pforzheim