© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 19/22 / 06. Mai 2022

Zitate

„‘Wokeness’ ist im Grunde nur die bürokratische und institutionelle Antwort auf denjenigen, der die zerstörerischsten Unruhen verursacht und am lautesten schreit – eine Erkenntnis, die sich auf die Demokratie im allgemeinen übertragen läßt. (...) Es wäre ein Fehler, die nachträglichen Rechtfertigungen selbst – also ein echtes Engagement für Gleichberechtigung, der Versuch, Diskriminierung zu überwinden, die Verteidigung des Lebens von ‘Trans-Kindern’ usw. – als Ursache für das Phänomen der ‘Wokeness’ zu betrachten.“

Richard Hanania, Politologe, auf seinem Blog am 27. April





„Die wahrscheinlichen Gewinner von Putins Invasion werden die üblichen Verdächtigen sein: die Globalisten in beiden politischen Parteien der USA und die Kriegstreiber im Außenministerium. Sie werden diese Gelegenheit nicht ungenutzt verstreichen lassen, um ihre Macht und ihren Einfluß auszuweiten, ganz gleich, welche Seite sich in Osteuropa durchsetzt.“

Paul Gottfried, Historiker, in der Mai-Ausgabe des US-Magazins „Chronicles“





„Um einen Rechtsstaat in einen autoritären Staat und schließlich in eine Diktatur zu verwandeln, bedarf es lediglich einer Juristen- und Beamtengeneration, die einem neuen Zeitgeist folgt. Der Prozeß darf sich nur nicht zu schnell vollziehen, er muß sich hinreichend lange ausdehnen, damit das Volk, der große Lümmel, stillhält wie die Krebse, wenn sie in kaltem Wasser aufs Feuer gestellt und langsam erwärmt werden, bis es – für sie, nicht für die Köche – zu spät ist. Die Uminterpretierung des Grundgesetzes läßt sich binnen einer Generation erledigen und kann heute als so gut wie abgeschlossen gelten; der geschriebene Text muß dafür kaum geändert werden. Die DDR-Verfassung klang auf dem Papier nicht viel anders als die der Bundesrepublik.“

Michael Klonovsky, Essayist und Aphoristiker, auf seinem Blog „Acta diurna“ am 1. Mai





„Daß bei vielen Linken in Corona-Zeiten so viel ins Rutschen kommen konnte, liegt zum Teil an der erbärmlichen Theoriebildung der letzten Jahre, die mit einer Theorie der Gesellschaft fast nichts mehr zu tun hat. Statt die falsche Einrichtung der Gesellschaft überhaupt noch auf einen Begriff bringen zu wollen, herrscht die stumpfe Vergötzung des magischen ‘Anderen’ vor, worunter nicht- bzw. antiwestlich ausgemachte Communities, Ethnien, Religionen, Geschlechter, Kultur etc. gefaßt werden. Die Feier von identitären Zwangskollektiven führt zu einem autoritären Strafbedürfnis gegen nicht organisierte Abweichler, deren Warnungen vor dem Überwachungsstaat als Verrat an den echten Interessen gewertet werden.“

Sören Pünjer, Autor, in der Frühjahrs-Ausgabe des Magazins „Bahamas“





„In vielen Köpfen der jüngeren Generation hat sich so ein Gefühl breitgemacht, ich nenne das westlichen Triumphalismus. Wenn der Westen nur will, dann kann er alles. Er kann Regime stürzen, er kann in Afghanistan einmarschieren, er kann in Libyen die Regierung wechseln, er kann im Irak durch einen Krieg das Regime beenden und so weiter. Viele stellen sich das offenbar (…) so vor, ja wenn der Westen, wenn die europäischen Länder nur wollten, könnte man Putin stoppen. Das ist naiv und hochgefährlich.“

Julian Nida-Rümelin, Philosoph und Ethiker, im „RBB-Inforadio“ am 3. Mai