© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 19/22 / 06. Mai 2022

Meldungen

„Höhere Grenzsteuersätze reduzieren Arbeitsanreize“

KÖLN/BERLIN. Das Institut der deutschen Wirtschaft hat angesichts der Geldentwertung und hohen Energiepreise gefordert, „die Eckwerte des Tarifs der Einkommensteuer an die Inflation anzupassen“. Ansonsten könne die „Kalte Progression“ – das Rutschen in einen höheren Steuertarif bei Einkommens- und Lohnsteigerungen – nicht vollständig ausgeglichen werden, heißt es in einer Stellungnahme für den Finanzausschuß des Bundestags zum Steuerentlastungsgesetz 2022 (IW-Report 18/22). Viele Arbeitnehmer würden „im Laufe des Jahres durch Lohnanpassungen in Tarifzonen mit höheren Grenzsteuersätzen rutschen, obwohl die Einkommen im Vergleich zum Vorjahr real nicht gestiegen oder sogar gesunken sind. Diese höheren Grenzsteuersätze reduzieren die Arbeitsanreize“, warnte IW-Ökonom Martin Beznoska. Schon bei einer Inflationsrate von fünf Prozent und entsprechenden Nominallohnerhöhungen betrage „die implizite Steuererhöhung durch die Kalte Progression bei Einkommensteuer und Solidaritätszuschlag bereits über zwölf Milliarden Euro“. Finanzminister Christian Lindner erklärte in der Bild-Zeitung, erst „im Herbst einen fairen Vorschlag zu machen, wie wir diese kalte Progression bekämpfen“. (fis)

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Derzeit 2 Millionen freie Wohnungen in Deutschland

FRANKFURT. Der Finanzmarkt- und Immobilienexperte Jochen Möbert rechnet damit, daß die hohen Wertsteigerungen auf dem deutschen Wohnungs- und Häusermarkt 2024 enden. „Es kann auch sein, daß der Preiszyklus schon vorher zu Ende geht. Wir sind jedenfalls ziemlich sicher, daß der Immobilienboom in Deutschland in dieser Dekade endet“, erklärte der Makroökonomie-Analyst von Deutsche Bank Research im Handelsblatt. Bei der Prognose habe man angenommen, daß Deutschland „eine Million Flüchtlinge aus der Ukraine aufnehmen wird, von denen 250.000 in den 126 größten Städten wohnen werden“, so Möbert. „Da wir derzeit rund zwei Millionen freie Wohnungen in Deutschland haben, könnte zumindest rechnerisch ein Großteil der Flüchtlinge auf Regionen verteilt werden, in denen kein großer Preis- und Mietdruck herrscht.“ Der Wohnraum in den Großstädten würde zwar knapper, aber es würde auch kräftig gebaut: „In den kommenden Jahren dürften in den allermeisten Städten auf niedrigem Niveau Leerstände entstehen.“ Berlin habe allerdings eine preisliche Sonderstellung: Als „globale Metropole“ sei die Hauptstadt „für viele internationale Investoren attraktiv“. (fis)

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Zahl der Woche

1.122.400 Erwachsene waren 2021 in Deutschland auf Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung angewiesen, da ihre Rentenbezüge oder ihr Vermögen für den Lebensunterhalt nicht ausreichten. Das waren 24.000 (2,2 Prozent) mehr als im Dezember 2020. Im Jahr 2003 waren es nur 438.800 gewesen. Quelle: Statistisches Bundesamt