© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 19/22 / 06. Mai 2022

Zeitschriftenkritik: Land & Meer
Wale, Haie & Wein
Thorsten Thaler

In der Nacht zum 12. Oktober 1634 trifft eine verheerende Sturmflut auf die Nordseeküste, vor allem auf den nordfriesischen Teil. Die Wassermassen verwüsteten einen ganzen Landstrich. Die Insel Strand wurde überflutet und in das heutige Nordstrand und Pellworm geteilt, Halligen versanken für immer. Die Flut kostete zwischen 8.000 und 15.000 Menschen das Leben und ging als Grote Mandränke ( „großes Ertrinken“) in die Geschichte ein. Als Folge dieser Naturkatastrophe brachen die Landwirtschaft und die Salzsiederei zusammen, es herrschte bittere Armut. Deshalb heuerten ab etwa 1650 alle arbeitsfähigen Jungen und Männer von den nordfriesischen Inseln und Halligen auf Walfangschiffen an.

Von dieser Zeit und ihren Umständen berichtet der Beitrag „Die Nordfriesen und der Walfang“ in dem Reisemagazin Land & Meer (Jahresausgabe 2022). Die entbehrungsreichen Fahrten auf den meist holländischen Walfangschiffen führten bis in die Barentssee bei Spitzbergen. Die ebenso gefährliche wie lukrative Waljagd sicherte den Männern und ihren Familien zu Hause das Überleben. Die Gesamtzahl der dabei bis 1899 mit Harpunen erlegten Tiere fiel gegenüber dem danach einsetzenden industrialisierten Walfang „nicht nennenswert ins Gewicht“. Seit 1986 ist der kommerzielle Walfang verboten; Norwegen, Japan und Island halten sich jedoch nicht daran.

Ein weiterer Beitrag widmet sich Haien vor Helgoland. Der Meeresbiologe Matthias Schaber erforscht dort das Leben von in ihrem Bestand stark gefährdeten Hundshaien. Dazu fängt er mit Hilfe eines Hochseeanglers die Tiere ein, markiert sie mit einem Satellitensender und setzt sie wieder aus. Der mehrere tausend Euro teure Sender mißt verschiedene Umweltparameter wie Wassertiefe, Temperatur und Lichtintensität rund ein Jahr lang, bevor er sich automatisch vom Hai ablöst, an die Wasseroberfläche treibt und die Meßdaten per Satellit versendet. Die von bislang elf Haien gewonnenen Daten zeigen, daß die Tiere im Spätherbst das Gebiet um Helgoland Richtung Ärmelkanal verlassen, wo die meisten überwintern. Einige jedoch umrunden noch die Bretagne und schwimmen sogar bis nach Gibraltar oder Madeira. Die Aufzucht ihres Nachwuchses ist hingegen noch kaum erforscht.

Wenig bekannt dürfte sein, daß an der Nordseeküste auch Weinreben angebaut werden. Vorreiter war der Föhrer Landwirt Christian Roeloffs, der auf der Insel die wetterfesten Sorten Solaris und Johanniter pflanzte und das Weingut Waalem gründete, dessen Markenzeichen auf den Flaschen ein Eisbär ist. Weitere Weinanbauflächen gibt es auf Sylt und seit vorigem Jahr auch auf Amrum.

Kontakt: Land & Meer Verlag GmbH, Neumühlen 46, 22763 Hamburg. Das Heft kostet 8,90 Euro.  www.landundmeer.de