© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 19/22 / 06. Mai 2022

Wieder mehr Hybris wagen, um das Weltklima zu retten
Gegen defätistische Selbstangst
(wm)

Ottmar Edenhofer ist ein Hans Dampf in allen Gassen der Klimapolitik. Der Multifunktionär leitet das Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC), eine gemeinsame Gründung der Stiftung Mercator und des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, wo der 61jährige ebenfalls als Direktor und Chefökonom fungiert. Zusätzlichen Einfluß sichert ihm sein Lehrstuhl für die Ökonomie des Klimawandels an der TU Berlin. Dort hat der Netzwerker, wie er im EKD-Organ zeitzeichen (1/2022) stolz berichtet, seit 2002 „fünfzig Leute promoviert, von denen viele an wichtigen Stellen für den Klimaschutz arbeiten, in der Weltbank, im Internationalen Währungsfonds, in den Ministerien“. Überdies ist der Wirtschaftswissenschaftler und Absolvent der Münchener Hochschule für Philosophie Mitglied des Zentralkomitees der deutschen Katholiken. Beiden einstigen „Volkskirchen“ wirft er vor, beim Thema Klimaschutz kraftlos zu agieren, offenbar aus Rücksicht auf konservative Christen, die in der Klimabewegung eine „säkulare Religion“ sehen. Das mache eine Auseinandersetzung schwer, weil sich in diesem Milieu eine dem „kühnen“ Christentum völlig fremde „Selbstangst“ etwa in den skeptischen Fragen artikuliere, ob es nicht Hybris sei, das Erdsystem steuern zu wollen. 


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