© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 19/22 / 06. Mai 2022

Umwelt
Fingierte Entlastung
Jörg Fischer

Vor 22 Jahren trat das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) in Kraft. Seither fand sich auf den Energierechnungen eine kontinuierlich steigende Zwangsabgabe zur Subventionierung der Stromerzeugung aus Biogas, Sonne, Wind & Co. Jürgen Trittin versprach, daß diese EEG-Umlage einen Haushalt im Monat nur so viel wie eine Kugel Eis kosten würde. Der grüne Umweltminister hat nicht gelogen: Von 2000 bis 2005 stieg die Abgabe lediglich von 0,19 auf 0,70 Cent pro Kilowattstunde (kWh). Das waren bei 4.500 kWh Jahresverbrauch 2,63 Euro monatlich – und dafür gab’s beim Edel-Gelatieri nur eine Kugel Eis. Erst in den 16 Merkel-Jahren stieg der deutsche Strompreis zum höchsten der Welt auf: 2020 betrug die EEG-Umlage 6,756 Cent – also 25,34 Euro monatlich plus Mehrwertsteuer. Hinzu kamen weitere, teilweise versteckte Kosten: Atom- und Kohleausstieg, Stromsteuer, Netzentgelte, Billigstrom für Unternehmen usw.

Die Pseudogewinne der grünen EEG-Investoren sprudeln selbstverständlich ungehindert weiter.

Nun verkündete ein weiterer Grüner, Oliver Krischer, die Abschaffung der EEG-Umlage zum 1. Juli. Der Staatssekretär im Wirtschaftsministerium sprach von der größten Strompreisentlastung der vergangenen Jahrzehnte – auch das stimmt. Billiger wird der Strom dennoch nicht: Im Schnitt 42 Cent pro kWh wurden im April verlangt – ein Viertel mehr als vor einem Jahr. Das sind etwa 500 Euro zusätzlich pro Jahr. Denn andere Faktoren – Abschaltung „fossiler“ Kraftwerke, Ukraine-Krieg, höhere Rohstoffkosten, Euro-Abwertung, CO2-Abgaben – treiben den Strompreis in ungeahnte Höhen. Bald kostet die Kilowattstunde mehr als die Eiskugel in einer preiswerten Eisdiele. Zudem wurde die EEG-Umlage schon unter Peter Altmaier (CDU) halbiert – finanziert durch die steigenden Milliardeneinnahmen aus der „CO2-Bepreisung“ von Benzin, Diesel, Gas und Heizöl. Und die Pseudogewinne der grünen EEG-Investoren sprudeln natürlich ungehindert weiter: Der Steuerzahler finanziert die fingierte Abschaffung der verbliebenen EEG-Umlage.