© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 20/22 / 13. Mai 2022

Rotieren der Woche
Helikopter-Mutti
Peter Freitag

Die „weiße Flotte“ der Flugbereitschaft des Bundesverteidigungsministeriums zu nutzen (JF 17/22) ist dem politischen Spitzenpersonal vorbehalten. Doch jedes Privileg kann auch zur Last werden. So dürfte Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) über mindestens einen Flug fluchen. Dieser Tage tauchten Bilder aus dem Instagram-Profil ihres 21jährigen Sohns Alexander auf, die ihn an Bord eines Hubschraubers der Flugbereitschaft zeigen. Tatsächlich war der Filius vom Bendlerblock aus in den Sylt-Urlaub gestartet; mitgenommen von Mutti, die auf der exquisiten Nordseeinsel gemeinsam mit Parteigenossin Bärbel Bas einen Wahlkampf-Auftritt für die Landtagswahl in Schleswig-Holstein zu bestreiten hatte und zuvor auf Truppenbesuch in Nordfriesland war. Ein Ministeriumssprecher betonte, Lambrecht habe Söhnchens Mitflug im „Cougar“ der Flugbereitschaft ordnungsgemäß beantragt und „die Kosten gemäß der Richtlinie zu einhundert Prozent übernommen“. Der Mitflug war indes kein Einzelfall. Immer wieder inszeniert sich Alexander Lambrecht fast schon staatsmännisch in Regierungsmaschinen, mal mit schickem Anzug auf dem Rollfeld, mal mit noblem Catering an Bord eines Flugzeugs. Das Verteidigungsministerium spricht von insgesamt sieben Reisen, die Lambrechts Sohn an Bord von Regierungsmaschinen absolviert habe. Die Vor-Instagram-Generationen werden sich vielleicht an die 1996 hochgekochte Flugbereitschaftsaffäre der damaligen Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (CDU) erinnern. Die hatte Luftwaffen-Maschinen genutzt, um ihre Tochter in der Schweiz zu besuchen. „Private Besuche in Zürich sind auch privat finanziert worden“, hieß es damals zur Verteidigung. Für private Reisen dürfen allerdings auch Politiker die Flugzeuge nicht nutzen.