© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 20/22 / 13. Mai 2022

Umwelt
Feuer frei auf Problemwölfe
Paul Leonhard

Von hauptamtlichen Wolfsmanagern verhätschelt, breiten sich die grauen Raubtiere immer weiter aus. Allein in Deutschland soll es laut der Dokumentationsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) inzwischen 157 Rudel geben, die meisten in in Brandenburg (49), Nieder-sachsen (35) und Sachsen (29). Und im Mai, dem Beginn des Wolfsjahrs, dürfte es kräftig Nachwuchs geben. Das freut grüne Großstädter, da mögen Nutztierhalter in der Berliner Innenstadt noch so lautstark demonstrieren und auf die gerissenen Schafe oder Ziegen verweisen. Wird irgendwo ein Wolf neu gesichtet, wird die Mär vom scheuen Wildtier erzählt, das neuen Lebensraum sucht, niemals Menschen angreift und schon gar keine Kinder. Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) beklagt 107 Wölfe, die im Monitoringjahr 2020/21 durch Verkehrsunfälle umkamen. Die 942 Wolfsübergriffe, bei denen 2020 offiziell 3.959 Nutztiere getötet oder verletzt wurden, sorgt das BfN weniger.

Geschädigte Tierhalter müssen nachweisen, ausreichend für den Schutz ihrer Tiere getan zu haben.

Und der Staat hat die Beweislast umgekehrt: Geschädigte Tierhalter müssen nachweisen, genügend für den Schutz ihrer Tiere getan zu haben. Doch in Niedersachsen wird am 9. Oktober gewählt. Daher hat jetzt der Agrarausschuß des Landtages beschlossen, den Wolf ins Jagdrecht aufzunehmen. Verzweifelt versuchen die Wolfversteher zu mobilisieren, der Naturschutzbund (Nabu) verweist auf eine Umfrage, nach der 77 Prozent davon entzückt sind, daß Isegrim wieder heimisch geworden ist. Doch ein Landtagsbeschluß hebt weder das Bundesnaturschutzgesetz noch EU-Recht auf – und dieses gewähre dem Wolf eine ganzjährige Schonzeit und lasse, so Axel Ebeler vom Bund für Umwelt und Naturschutz Niedersachsen, „im Einzelfall eine artenschutzrechtliche Ausnahmegenehmigung“ zu, um Problemwölfe abzuschießen. Im übrigen würden sich die meisten Wolfsrudel unauffällig verhalten, also ganz natürlich Nutztiere reißen. Wer das glaubt, kann eine Nabu-Wolfspatenschaft übernehmen und für das Netzwerk „Wolfsbotschafter*innen“ spenden.