© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 20/22 / 13. Mai 2022

Kabinenklatsch
Hängengelassen
Ronald Berthold

Einst galt der Freistaat Bayern als das Vorzeigebundesland in Deutschland. Das beste Bildungssystem, das größte Wirtschaftswachstum und die beste Fußballmannschaft. Doch offenbar macht Erfolg müde. Für zahlreiche Mannschaften ging es am vorletzten Bundesliga-Spieltag um nichts mehr – dafür aber für deren Gegner. Doch weder der VfL Bochum, der gegen die abstiegsbedrohten Bielefelder gewann, noch Mainz, das die ebenfalls um den Klassenerhalt kämpfende Hertha schlug, noch der VfL Wolfsburg, der beim um die Europapokal-Plätze kämpfenden 1. FC Köln siegte, ließen sich hängen.

Nur die beiden Teams aus Bayern, für die die Saison ebenfalls gelaufen ist, gaben nicht mehr alles. Der FC Augsburg schenkte RB Leipzig einen Kantersieg, so daß sich der Dosenklub auf einen Champions-League-Platz schieben konnte. Und der FC Bayern München griff in den Abstiegskampf ein, indem er dem VfB Stuttgart ein 2:2 erlaubte. Damit steht Arminia Bielefeld praktisch als Absteiger fest. Und die alte Dame Hertha kann dadurch am letzten Spieltag noch auf den Relegationsplatz rutschen. Nun könnte man einwenden, daß beide Teams einfach ihre Spiele hätten gewinnen können, um sich in eine gute Position zu bringen.

Eigene Schuld also? Ja, schon. Aber genauso kann man argumentieren, hätte der FC Bayern nicht schon als Meister festgestanden, dann hätte er den Tabellen-Sechzehnten aus Schwaben mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zu Hause geschlagen. Daß er das nicht tat, zeigt, wie sehr Fairplay und Leistungsgedanke beim Rekordmeister verlorengegangen sind. Eine Sauftour nach Ibiza kurz vor einem für den Gegner wichtigen Spiel macht man einfach nicht.