© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 21/22 / 20. Mai 2022

Zitate

„Rußland wollte immer der bessere Westen sein, nicht der eigentliche Westen. Verteidigte man schon Byzanz als das wahre Erbe Roms, wird auch der heutige Westen als dekadente Verfälschung seines ursprünglichen Selbst gesehen.“

Boris Groys, russisch-deutscher Philosoph und Kunstkritiker, auf „Zeit Online“ am 11. Mai





„Das Ziel des Westens sollte sein, daß Rußland seine Kriegsziele nicht durchsetzen kann, daß Rußland an den Verhandlungstisch zurückkehrt und daß die Ukraine in ihren Grenzen vom Februar wiederhergestellt wird. Das sollte man klar kommunizieren, auch der Ukraine gegenüber. Wenn der ukrainische Außenminister sagt, daß die Ukraine sich mittlerweile zutraue, diesen Krieg für sich zu entscheiden, dann ist das gefährlich. Das kann eine Situation erzeugen, in der der Krieg eskaliert.“

Nicole Deitelhoff, Politologin und Leiterin des Leibniz-Instituts Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung in Frankfurt am Main, bei n-tv am 15. Mai





„Rund 500.000 Menschen befinden sich derzeit in Quarantäne-Lagern, alleine in Schanghai – die meisten von ihnen ohne Symptome. Der Rest der 26 Millionen Einwohner ist seit über sechs Wochen in ihren Häusern eingeschlossen. 85 Prozent der Ausländer wollen die Stadt noch dieses Jahr für immer verlassen. Und trotzdem hält Chinas Regierung an der abstrusen Zero-Covid-Politik fest. (…) Woher diese Verbohrtheit rührt, darüber rätseln Experten: Will Xi insgeheim politischen Widersachern schaden? Wähnt er China längst im Dritten Weltkrieg und will mit seinen Lockdowns globale Lieferketten stören? Oder hat sich die Partei schlicht verrannt? Möglich ist es eine Kombination aus allen drei Motiven.“

Philipp Mattheis, Korrespondent und China-Experte, im Wiener „Standard“ vom 16. Mai





„Vier Parteien (CDU, SPD, Grüne, FDP) sind programmatisch zu einer Art Blockpartei mutiert. (...) Alle sind sie für Transformation, Zuwanderung, Integration, Inklusion, Gender, Klimaschutz, soziale Gerechtigkeit usw. Unterschiede im Bereich Bildung, dem Herzstück des Föderalismus, gibt es praktisch nicht. Und jetzt sind auch alle gemeinsam für Waffenlieferungen an die Ukraine und Sanktionen gegen Putin. (...) Alle haben sie die Merkel-Methode der ‘asymmetrischen Demobilisierung’ verinnerlicht. Bloß keine Kante zeigen, Kontroversen meiden! Alle setzen auf allgemeinen, vor allem öffentlich-rechtlich- und presse-mainstreamigen Konsens. Der Wähler ist paralysiert.“

Josef Kraus, ehemaliger Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, auf „Tichys Einblick“ am 16. Mai





„Viele europäische Manager wollen in Davos ein Zeichen setzen und sich zum Beispiel an der Initiative ‘CEO für die Ukraine’ beteiligen. Viele ihrer Unternehmen haben für ihren Rückzug aus Rußland kurzfristig einen hohen wirtschaftlichen Preis bezahlt. Das war jedoch auch moralisch richtig. Wir begrüßen, daß Wirtschaftsführer im Ukraine-Krieg so deutlich Stellung bezogen haben. Zeigt es doch auch, daß der Stakeholder-Kapitalismus, den WEF-Gründer Klaus Schwab seit vielen Jahren propagiert, sehr lebendig ist. (…) In Davos erwarten wir eine große Delegation aus der Ukraine. Für mich ist dieser ‘Moment der Ukraine’ ein wichtiges Ereignis in diesem Jahr. Und es wird keine Vertreter von russischen Unternehmen oder der Regierung in Moskau beim WEF geben.“

Børge Brende, norwegischer Ex-Außenminister und seit 2017 Präsident des Weltwirtschaftsforums (WEF), im „Handelsblatt“ am 17. Mai