© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 21/22 / 20. Mai 2022

Fehlende Medienkompetenz als politische Gefahr
Digital entmündigte Bürger
(dg)

Eine Analyse des Bayerischen Forschungsinstituts für Digitale Transformation (BIDT) hat ergeben: Bei der Mediennutzung gibt es in Deutschland eine klare Generationengrenze. Diese zeigt sich am deutlichsten bei den gedruckten Zeitungen. Während drei Viertel der über 65jährigen noch mindestens einmal wöchentlich zur Zeitung greift, um sich über aktuelle Ereignisse zu informieren, nimmt der Anteil dieser Papierliebhaber mit sinkendem Alter der Befragten stark ab. Bei den 14- bis 29jährigen sind es dann lediglich 28 Prozent. Daß sich bei der Nutzung digitaler Medien und Nachrichtenangebote das Verhältnis fast umkehrt, ist nicht verwunderlich: 61 Prozent der Jungen rufen für Tagesaktuelles Internetseiten auf, während sich nur 36 Prozent der Ü65er dorthin verirrt. Junge wie Alte, auch dies scheint die BIDT-Analyse zu belegen, haben laut dem Journalisten Ole Kracht jedoch eine problematische Gemeinsamkeit: ihre geringe „Medienkompetenz“. Gemeint ist damit die schwach ausgebildete Fähigkeit, Informationsinhalte kritisch einordnen und sie selbständig anhand anderer Quellen überprüfen zu können (Katapult, 25/2022). Bei rasant fortschreitender Digitalisierung werde ein unsicherer Umgang mit Informationen aus dem Netz daher zum Problem für die Stabilität der auf „mündige Bürger“ angewiesenen Demokratie. Da Medienkompetenz im Alter abnehme, müsse mit beruflicher Bildung und speziellen Volkshochschulkursen dagegengehalten werden. Auch in der Schule bleibe noch viel zu tun, da dort der Schwerpunkt nicht auf Medienkompetenz, sondern auf dem  technischen Umgang mit digitalen Medien liege. 


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