© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 21/22 / 20. Mai 2022

Filmkritik Mord im Savoy
Zu Unrecht beschuldigt
Werner Olles

Moskau zur Zarenzeit. Die Tänzerin Natasja Daschenko (Brigitte Horney) logiert im renommierten Savoy-Hotel im Zimmer 217. Gleich nebenan wohnt der zwielichtige Sergej Schuwalow (René Deltgen), der vor vielen Jahren Natasja Ehemann ermordete, weil er die junge Frau für sich erobern wollte. In der Zeit, die er in einem sibirischen Straflager verbringen mußte, heiratete Natasja in zweiter Ehe den reichen Geschäftsmann Fedor Daschenko (Alexander Engel), von dem sie sich inzwischen jedoch wieder scheiden lassen will. Sie hat sich nämlich in den schmucken Oberkellner Andrej Wolodkin (Hans Albers) verliebt, einen draufgängerischen Frauenhelden, der früher mit der Hausdame Anna Orlowa (Käthe Dorsch) verbandelt war. Während diese Liaison für Andrej nur ein Zeitvertreib war, versteht Anna sich immer noch als seine Verlobte. Doch Andrej hat sich derweil längst dem hübschen jungen Zimmermädchen Darja Plagina (Gusti Huber) zugewandt. 

Der originelle Liebesreigen wird jäh unterbrochen, als die eifersüchtige Anna Darja beschuldigt, ihr Geld gestohlen zu haben. Dann wird auch noch Natasja in ihrem Zimmer erschossen aufgefunden. Für die Polizei gelten fortan Andrej und Schuwalow als Hauptverdächtige. Aufgrund einer Falschaussage Annas wird Andrej schließlich festgenommen. Bei einem Lokaltermin am Tatort gelingt es ihm jedoch zu fliehen. Er taucht in einem Nachtasyl für Obdachlose unter und trifft dort auf Schuwalow und Natasjas Witwer Daschenko, an dessen Hand er Natasjas Ring entdeckt …

Gustav Ucicky („Der zerbrochene Krug“, 1937; „Der Postmeister“, 1940), einer der produktivsten Regisseure der Ufa-Periode, drehte „Mord im Savoy“ – der Vorkriegstitel lautete „Savoy-Hotel 217“ – im Jahr 1936. Die Premiere fand in Berlin statt. Dank der rasanten und spannenden Inszenierung, dem geschlossenen Drehbuch (Gerhard Menzel) und den beliebten Hauptdarstellern – vor allem Hans Albers glänzt in der Rolle des lässigen Schwerenöters, dem die Frauen zu Füßen liegen – wurde die Geschichte eines Zimmerkellners, der zu Unrecht eines Mordes beschuldigt wird, zu einem großen Kassenerfolg. Der gediegene und thematisch reizvoll im Hotelmilieu angesiedelte Kriminalfilm ist handwerklich und schauspielerisch solide und effektvoll gemacht, wenngleich in der Charakterzeichnung bisweilen auch etwas stereotyp. 

DVD: Mord im Savoy. Pidax Film-Klassiker 2022, Laufzeit etwa 97 Minuten